Frühe Neuzeit - Die etwas andere Chronik
1513: Der Jungbrunnen
Lucas Cranach der Ältere (14721553): Der Jungbrunnen,
1546; Quelle: Wikimedia Commons / The Yorck Project: 10.000
Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202.
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"(...) und zu dieser Zeit war jene Fabel im Umlauf
von der Quelle, die die Alten wieder verjüngen oder
zu Jünglingen machen würde; das war im Jahre 1512.
Jene Geschichte wurde so [eindringlich] verbreitet, und
durch die Indios jener Gegend bestätigt, dass der Hauptmann
Joan Ponce, seine Leute und seine Karavellen mehr als sechs
Monate lang unter großen Antsrengungen zwischen jenen
Inseln umherirrten, um diese Quelle zu suchen", schrieb
im Jahre 1535 Gonzalo Fernández de Oviedo in seiner
Historia General y Natural de las Indias. (Zitiert nach:
Schmitt: Die großen Entdeckungen, S. 316)
Juan Ponce de León war ein spanischer Adeliger.
Im Zuge der Erkundung und Eroberung der Region um den Golf
von Mexiko brachte er 1506 die Insel Puerto Rico unter seine
Herrschaft. Bis 1512 regierte er die Insel als Gouverneur
- mit zum Teil brutalen Mitteln, die ihn großen Reichtum
bescherten.
Mit diesem Geld suchte er weitere Inseln, aber eben auch
den sogenannten "Jungbrunnen" zu entdecken. Dieser
sollte sich Gerüchten zufolge in einem Land oder auf
einer Insel namens Bimini befinden. Sein Wasser habe die
Kraft der Verjüngung inne. Angeblich vernahmen die
spanischen Eroberer diese Erzählung von den Aruaks,
einer Völkerfamilie Südamerikas.
Juan Ponce de León fand nichts..
Dem Altern zu entgehen ist ein alter Menschheitstraum.
Tiere wurden beobachtet, die sich scheinbar verjüngen:
z.B. die Schlange, die sich häutet und anschließend
eine jugendhafte Haut zum Vorschein bringt. Oder der sagenumwobene
Phönix: Er erscheine alle 500 Jahre, verbrenne sich
selbst und steige aus der Asche neu auf. Über Herodot
(490 - 425 v.Chr.) und Plinius (23/24 - 79 n.Chr.) fand
die Sage weitere Verbreitung unter den Gelehrten des Mittelalters
und der Frühen Neuzeit.
Wie die Verjüngung möglich sei und vonstatten
gehe, darüber gab es freilich verschiedene Theorien
- und ebensoviele Zweifel. So schreibt der oben zitierte
Oviedo seinen Bericht über den Jungbrunnen weiter:
"Es war schon ein großer Streich gewesen, den
sich die Indios erlaubten, als sie die Geschichte erzählten,
aber noch größer war die Narrheit der Christen,
daran zu glauben und Zeit darauf zu verschwenden, diese
Quelle zu suchen." (Zitiert nach: Schmitt: Die großen
Entdeckungen, S. 316)
Doch die Verjüngungsgeschichten hielten sich: Noch
Johann Heinrich Zedlers Universal-Lexicon, das zwischen
1732 und 1754 entstanden ist, will nicht alle Geschichten
als unwahr hinstellen.
Literatur:
Bitterli, Urs: Alte Welt - neue Welt. Formen des europäisch-überseeischen
Kulturkontakts vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. München
1992. (Über die Spanier auf Hispaniola: S. 77 ff.)
Borscheid, Peter: Geschichte des Alters. Vom Spätmittelalter
zum 18. Jahrhundert. München 1989.
Schmitt, Eberhard (Hg.): Die großen Entdeckungen.
Bd. 2 der "Dokumente zur Geschichte der europäischen
Expansion. Sonderausgabe, Hannover 1983.
Zedler, Johann Heinrich: Grosses vollständiges Universal-Lexicon
Aller Wissenschafften und Künste, Welche Bißhero
durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert
worden [...]. Leipzig/Halle 1732 ff. (ND 1962), Stichwort
"Verjüngung des Menschen", Bd. 47, Sp. 943
ff.
Links:
>>
Zedlers Universal-Lexicon
>>
englischer Wikipedia-Artikel, Stichwort "Fountain of
Youth"
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