Können
die Felder in diesem Jahr bestellt werden? Wird die Stadt
Ulm, werden ihre Einwohner und die des Umlandes genug zu essen
bekommen? Diese Fragen stellen sich angesichts der Kriegsschäden
und der vielen Opfer der Pest.
Es wird noch lange dauern, bis genaue Zahlen über Schäden
und Opfer vorliegen. Doch schon heute ist klar, dass noch
viel mehr Zeit bis zur Wiederherstellung des Standes von 1630
ins Land gehen wird. Die Einwohnerzahl muss wieder anwachsen
- ein Muss für jeden wirtschaftlichen Aufschwung -, die
Gebäude wieder hergestellt bzw. wieder aufgebaut werden,
die Felder wieder landwirtschaflich nutzbar gemacht werden.
Dass viele Tote zu beklagen sind, weiß jeder aus seiner
unmittelbaren Verwandtschaft. Nach neueren Schätzungen
sollen fast 15.000 Menschen ihr Leben gelassen haben, ein
Drittel von ihnen waren Bauern und Landarbeiter.
Damit fehlen diejenigen,
die die Felder bestellen und damit auch die Lebensmittel für
die Stadtbevölkerung zum Verkauf anbieten können.
Und die Bauern, die überlebten und auf ihre Höfe
zurückkehren, haben teilweise ihre Angehörigen verloren,
die ihnen früher in der Landwirtschaft halfen. Den
Heimkehrenden bietet
sich vielfach ein schreckliches Bild: Zerstörte und/oder
geplünderte Gebäude und verwilderte Felder, das
Vieh verendet oder von durchziehenden Truppen "beschlagnahmt"
und geschlachtet. Manche Felder haben mehrere Jahre hindurch
keinen Pflug gesehen, so dass sich Unkraut und Buschwerk breit
gemacht haben.
Hier muss die Stadtobrigkeit
helfen, auch um ihres eigenen Wohls willen: beim Aufbau der
Höfe ebenso wie bei dem Ankauf von Saatgut aus weniger
zerstörten Anbaugebieten.
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