Zeitleiste / Chronik: 18. Jahrhundert
Die Zeitleiste oder Chronik liefert einen Überblick der
Ereignisse des 18. Jahrhunderts. Beigefügt sind zudem etliche
Verweise auf online lesbare Quellen.
1711-1720
1713: Friede von Utrecht und Anschlussabkommen von Rastatt
und Baden (Aargau)
Den ersten Abkommen zwischen England und Frankreich folgten
der Frieden von Utrecht und die Anschlussverträge
von Rastatt und Baden: Spanien und seine Kolonien gingen
an Philipp von Anjou, allerdings wurde eine Vereinigung
mit Frankreich ausgeschlossen. Österreich erhielt
die spanischen Niederlande, Mailand, Sardinien und das
Königreich Neapel. Savoyen bekam Sizilien. England
erhielt das strategisch wichtige Gibraltar an der Südspitze
Spaniens, Port Mahon auf Menorca und "mit dem Erwerb
von Neufundland, Neuschottland und der Hudson-Bay ein
koloniales Fauspfand, das den Grundstein für die
planmäßige Expansion der folgenden Jahrzehnte
legte." (Kunisch, 1986, S. 144) Der Friede von Utrecht
war "die erste klassische Demonstration des europäischen
Gleichgewichts", der "balance of Europe"
(Mieck, 1989, S. 279).
1713:
Pragmatische Sanktion Kaiser Karls VI.
Die Pragmatische Sanktion war eine Urkunde des Kaisers,
die die Erbfolge für die Königreiche und Länder
regeln sollte: Sie sollten nicht getrennt werden! Zudem
durfte fortan auch eine Frau das Erbe antreten.
Bild: Kaiser Karl VI. im Ornat als Großmeister
des Ordens vom Goldenen Vlies, Gemälde von Johann
Gottfried Auerbach; Quelle: Wikimedia Commons / www.kunst-fuer-alle.de
1713/14-1740: Zeit der Konvenienzpolitik oder Kongress-Zeit
Unter der Zeit der Konvenienzpolitik oder Kongress-Zeit
ist die Zeit gemeint, in der durch Geheimdiplomatie und
Kabinettsübereinkünfte ein politisches Gleichgewicht
in Europa hergestellt werden sollte. Zahlreiche Kongresse
und Konferenzen widmeten sich, auch der Kriegsmüdigkeit
der Länder geschuldet, möglicher Konflikte und
suchten diese bereits im Keim zu ersticken.
Zum Tragen kam diese Politik z.B. beim Versuch Spaniens,
italienische Besitztümer zurückzuerobern, der
einen Tausch der Inseln Sardinien und Sizilien zur Folge
hatte: Sizilien ging an den Kaiser, Sardinien an das Haus
Savoyen, Parma, Piacenza und die Toskana an Spanien. Bei
Letzterem wurde Elisabeth Farnese, der Frau Philipps V.
und mit Kardinal Alberoni die eigentliche spanische Machtinhaberin,
das Erbrecht für ihren ältesten Sohn zugestanden.
1714: Einschränkung der Hexenprozesse in Preußen
Der preußische König Friedrich Wilhelm I.
(auch der Soldatenkönig genannt) erließ im
Jahre 1714 ein Gesetz, das die Hexenverfolgungen zwar
nicht ausdrücklich verbot, aber deutlich einschränken
sollte. Der König selbst wollte die Kontrolle über
die einzelnen Verfahren und Urteile erhalten, um Fehler
auszuschließen.
Literatur zum Hexenwesen siehe Spalte rechts!
1714: Fahrenheit: Entwicklung des Quecksilberthermometers
1714: Der Hannoveraner Kurfürst Georg I. wird englischer
König
1714 fand in Großbrittaniens Königshaus ein
Dynastiewechsel statt. Georg I. Ludwig (1660-1727) aus
dem Hause Hannover (Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg
oder Kurhannover) wurde neuer König.
1716-1718: Türkenkrieg und Friede von Passarowitz
Zwischen 1716 und 1718 kam es erneut zu einem Krieg zwischen
dem Reich und den Osmanen. Bei Peterwardeinen und Belgrad
konnte der österreichische Feldherr Prinz Eugen von
Savoyen, der bereits im Spanischen Erbfolgekrieg eine
entscheidende Rolle gespielt hatte, die Osmanen besiegen.
Der Friede von Passarowitz beendete den Krieg. Neben der
Festung Belgrad gingen auch Banat, Teile Serbiens und
Bosnines sowie die kleine Walachei an Österreich.
Literatur zum Osmanischen Reich siehe Spalte rechts!
1717: Sturmflut an der Nordseeküste ("Weihnachtsflut")
Am 24. Dezember 1717 ereignete sich die bis dahin bekannte
größte Sturmflut an der Nordseeküste.
Sie richtete große Schäden an den Deichen und
das Hinterland der niederländischen, deutschen und
dänischen Küste an. Es gab mehrere Inseldurchbrüche
und über 18.000 Menschen und knapp 35.000 Nutztiere
starben. (Zahlen nach: Münch, Lebensformen, 1992,
S. 147)
Bild: Weihnachtsflut; Quelle:
Abbildung der fast übernatürlich-hohen Wasserflut
am H(eiligen) Christ-Tag 1717 und am 25. Hornung (= Februar)
1718. includet and foldet in the book by Philomon Adelsheim:
Neuer und Verbesserter Kriegs-(,) Mord- und Tod-(,) Jammer-
und Noth-Calender/ Auf das Jahr nach der gnadenreichen heiligen
Geburt unsers HErrn und Heilands JEsu Christi M DCC XIX.
(...) Verlag Johann Andrea Endters sel. Sohn und Erben,
Nürnberg 1719.
1717: Gründung der ersten Großloge der Freimaurer
(Beginn der "modernen" Freimaurerei)
1720-1722: Pestepidemie in Marseille und der Provence
Es war die letzte große Pestepidemie im westlichen
Europa. Sie wurde wohl über ein Handelsschiff nach
Marseille getragen. Nach und nach breitete sie sich im
Juli 1720 in der Stadt aus und raffte bald 300, bald 1.000
Menschen pro Tag hinweg. Auch die Dörfer rund um
Marseille wurden nun in Mitleidenschaft gezogen. Im Herbst
endete die Ausbreitung der Pest, im Frühjahr 1721
flammte sie wieder auf und tötete in der Provence
viele Menschen. Die Sterblichkeit in der Stadt Marseille
betrug ca. 40 Prozent der Bevölkerung, in einigen
Dörfern der Umgebung gar 50 Prozent. (Vasold: Die
Pest, 2003, S. 147ff.) Nach dem Ende der Pest in Frankreich
trat sie noch 1743 in Messina (Sizilien) und 1770 in Moskau
auf.
Literatur zur Pest siehe Spalte rechts!
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