Zeitleiste / Chronik: 18. Jahrhundert
Die Zeitleiste oder Chronik liefert einen Überblick der
Ereignisse des 16. Jahrhunderts. Beigefügt sind zudem etliche
Verweise auf online lesbare Quellen.
1731-1740
1731: Reichshandwerksordnung
Das Heilige Römische Reich driftete immer weiter
auseinander, auch in wirtschaftspolitischen Fragen und
Bestimmungen. Die Reichshandwerksordnung von 1731 war
eine der wenigen Gesetzesvorhaben, die noch reichsumfassend
gelten sollten - richtungsweisend für die entsprechende
Territorialgesetzgebung. Mit ihr erhoffte man sich die
Beseitigung etlicher Missstände im Handwerk.
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Quelle: Reichshandwerksordnung (16. August 1731),
Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern (DGDB)
1731: Salzburger Emigrationsedikt
Leopold Anton von Firmian (1679-1744), Fürst und
Erzbischof von Salzburg, erließ 1731 das Emigrationsedikt.
Dieses bestimmte die Vertreibung der Protestanten aus
dem Erzbistum Salzburg. Knechte und Mägde mussten
innerhalb von 14 Tagen das Land verlassen. Bauern mit
Grundbesitz mussten innerhalb von 12 Wochen ihren Besitz
verkaufen und auswandern.
1732-1754:
Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universallexicon
In relativ kurzer Zeit gab der Verleger Johann Heinrich
Zedler (1706-1751) die 64 Bände des Universal-Lexicons
heraus. Nach seinem Tod folgten noch vier Supplementbände.
Das Lexikon umfasst eine Vielzahl von Themengebieten und
dient heute als eine nahezu unerschöpfliche Quelle
des Wissens im 18. Jahrhundert. Die meisten Autoren sind
bis heute unbekannt.
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Quelle: Zedlers Universallexicon, Bayerische Staatsbibliothek
Bild: Titelblatt zu "Grosses vollständiges
Universal-Lexicon
", Erster Band, Halle und
Leipzig 1732, Verlag Johann Heinrich Zedler / Quelle:
Wikimedia Commons
1733: Kantonreglement für Brandenburg-Preußen
Mit dem Reglement des preußischen Königs Friedrich
Wilhelms I. sollte das Anwerben von Soldaten besser organisiert
werden. Der Historiker Gustav Schmoller sieht in dem Kantonreglement
sowohl einen wichtigen Baustein hin zu einer allgemeinen
Wehrpflich, als auch "einen der wichtigsten Schritte
zur Anbahnung des Staatsbürgertums", da Bauern
nun nicht mehr nur dem Gutsherrn, sondern in einigen Punkten
auch direkt dem Staat unterstanden. (In: Moderne Preussische
Geschichte 1648-1947, hrsg. v. Otto Büsch und Wolfgang
Neugebauer, 1981, S. 761)
1733-1735: Polnischer Erbfolgekrieg / Wiener Präliminarfrieden
In diesem Krieg standen sich Russland/Österreich
und Frankreich gegenüber. Nach dem Tod des sächsischen
Kurfürsten Friedrich August I. (geb. 1670-1733, auch
"der Starke" genannt), der seit 1697 als August
II. auch polnischer König und Großfürst
von Litauen war, standen sein Sohn Friedrich August II.
(1696-1763) und Stanislaus I. Leszczynski (1677-1766),
der für ein paar Jahre zu Beginn des 18. Jahrhunderts
polnischer König war, als Nachfolger bereit.
Österreich und Russland favorisierten Friedrich
August II., Frankreich hingegen machte sich für den
rechtmäßig gewählten polnischen König
Stanislaus I. Leszczynsky ein. Nach dem Erscheinen russischer
Truppen in Polen konnte die Wahl Friedrich Augusts durchgesetzt
werden und Stanislaus floh nach Danzig. Der Krieg fand
vowiegend am Rhein und in Italien statt, der eigentliche
Kriegsgrund trat bald schon in den Hintergrund. Vielmehr
suchte Frankreich die Verbindung der Häuser Lothringen
und Habsburg zu verhindern. Diese "drohte" durch
die Heirat Maria Theresias (1717-1780), einer Fürstin
aus dem Hause Habsburg, mit Franz Stephan von Lothringen,
der seit einigen Jahren Herzog von Lothringen und Bar
war.
Im Wiener Präliminarfrieden von 1735, 3 Jahre später
im Frieden von Wien "offiziell" bestätigt,
wurde Friedrich August zum König bestimmt, Stanislaus
erhielt Lothringen - allerdings mit der Maßgabe,
dass Lothringen nach dessen Tod zurück an Frankreich
fallen sollte. Franz Stephan erhielt die Toskana und durfte
Maria Theresia heiraten.
Literatur zur Geschichte Polens siehe Spalte
rechts!
1734: Gründung der Georg-August-Universität
in Göttingen (Eröffnung 1737)
1734/35: Erstaufführung von Bachs Weihnachts-Oratorium
Das Weihnachts-Oratorium von Johann Sebastian Bach (1685-1750)
wurde imDezember 1734 und Januar 1735 erstmals aufgeführt.
Es besteht aus einer "Folge von sechs dramatisierenden
Evangelienkantaten für die drei Weihnachtsfeiertage,
Neujahr und die zwie folgenden Sonntage". (nach:
Wörener: Geschichte der Musik, 1993, S. 321)
Literatur zu Bach und zur Geschichte der Musik
siehe Spalte rechts!
1735: Carl von Linné:
Systema Naturae
Nach Jahren des Suchens, Zeichnens und Beschreibens von
Pflanzen erschien 1735 eine der Hauptschriften des schwedischen
Naturforschers Carl von Linné (1707-1778). Linné
verschrieb sich der Klassifizierung der Pflanzen und Tiere.
Diese unterteilte er in Kategorien, Ordnungen, Familien,
Gattungen und Arten. Seine Klassifizierungen sind größtenteils
noch heute gültig.
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Quelle: Carl von Linné: Systema naturae,
erste Auflage von 1735 (Biodiversity Heritage Library)
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Quelle: Carl von Linné: Systema naturae,
2. Auflage von 1740 (Google Books)
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Quelle: Carl von Linné: Systema naturae,
Ausgabe von 1740 mit deutscher Übersetzung (Bayerische
Staatsbibliothek)
Bild: Porträt des Carolus Linnaeus
(1707-1778) von Johan Henrik Scheffel (1690-1781), 1739;
Wikimedia Commons
1735-1739: Russisch-türkischer Krieg (auch Erster
Russisch-Österreichischer Türkenkrieg genannt)
/ Friede von Belgrad
In diesem Krieg standen die Verbündeten Österreich
und Russland dem Osmanischen Reich gegenüber. Russland
suchte schon länger seine Macht bis zum Schwarzen
Meer auszudehnen, Österreich in Richtung Balkan.
Der Vorstoß Österreichs war wenig erfolgreich.
Im Frieden von Belgrad (1739) gingen einige Gebiete, die
den Österreichern im Frieden von Passarowitz (1718,
siehe oben) zugesprochen worden waren, wieder zurück
an das Osmanische Reich. Russland hatte zwar mehr kriegerische
Erfolge vorzuweisen, trat jedoch auch dem Belgrader Frieden
bei, der ihnen nur geringe Vorteile gegenüber der
Situation vor dem Krieg brachte.
1735-1763: Friedrich August II. (1696-1763) von Sachsen:
König von Polen ("August III.")
1736: Wahl Theodors I. zum ersten und einzigen König
Korsikas
Im Zuge der korsischen Unabhängigkeitsbewegung gegenüber
der Republik Genua wurde Theodor Stephan Freiherr von
Neuhoff (1694-1756) zum König Korsikas gewählt.
Theodor von Neuhoff hatte ein bewegtes, abenteuerliches
Leben hinter sich, u.a. wirkte er als Börsenspekulant,
Musiklehrer und Geheimdiplomat für Österreich.
Auf Korsika wurde ein relativ aufgeklärtes Staatswesen
ausgerufen, das allerdings nicht lange Bestand hatte:
Nach acht Monaten musste Theodor die Insel verlassen und
seine weiteren Versuche, das Königreich zu retten,
scheiterten. Genua war siegreich, auch weil die Unterstützung
von außen fehlte.
Manche Ideen Theodors wurden jedoch wieder aufgegriffen,
als der korsische Freiheitskämpfer Pascal Paoli 1755
die Genueser angriff und sie aus dem Landesinneren vertreiben
konnte. Er gab Korsika eine demokratische Verfassung und
herrschte bis zum Eingreifen der Franzosen im Jahre 1768,
die die Insel von den Genuesen erworben hatten.
1737: Großbritannien: Abschaffung des Hexereidelikts
In Großbritannien verliefen die Hexenverfolgungen
bei weitem nicht so heftig wie in Teilen West- und Mitteleuropas.
Die Elemente des Hexenwesens (Schadenzauber, Teufelspakt
und -buhlschaft, Hexenflug, Hexensabbat) wurden in England
uznd Schottland nur zögerlich wahrgenommen und übernommen
- und schon gar nicht so detailliert ausgeschmückt.
Die Folter wurde in England kaum, in Schottland relativ
selten angewandt. Brian P. Levack (Hexenjagd: Die Geschichte
der Hexenverfolgungen in Europa, 1999, S. 188) schätzt,
dass die Zahl der Hexenprozesse in Großbritannien
"kaum über 5000, die der Hinrichtungen unter
2500, eventuell nur um 1500" betrugen. 1737 schließlich
wurde das Hexereidelikt ganz abgeschafft.
Literatur zur Geschichte des Hexenwesens siehe
Spalte rechts!
1738: Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer
(verunglimpfend "Jud Süß" genannt)
wird hingerichtet
Joseph Süßkind Oppenheimer war ein erfolgreicher
Finanzmakler und Bankier, der 1736 zum Geheimen Finanzrat
des Herzogs von Württemberg, Karl Alexander (1684-1737),
ernannt wurde. Gleichzeitig avancierte er zu einem wichtigen
politischen Berater des Herzogs.
Karl Alexander war katholisch, Württemberg hingegen
protestantisch, so dass er einige Zugeständnisse
an die protestantischen Landstände machen musste.
Diese wollte er z.T. rückgängig machen, unterrichtete
darüber aber nicht Oppenheimer. Trotzdem wurde Oppenheimer
nach dem Tod des Herzogs mit diesen Plänen in Verbindung
gebracht. Verschärfend kamen etliche Gerüchte
hinzu, gestreut von politischen Feinden. Es folgten die
Festnahme, Verhöre mit Gewaltanwendung, extreme Haftbedingungen
und Anklagen wegen Hochverrats und anderer Vergehen -
und Oppenheimer wurde von parteiischen Richtern zum Tode
verurteilt. Er starb am 4. Februar 1738 am Strang.
Es gab in der Folgezeit einige literarische Stücke,
die die Geschichte Oppenheimers aufarbeiteten. Am bekanntesten
wurde jedoch die Verfilmung durch Veit Harlan aus dem
Jahre 1940: ein Propagandafilm der Nationalsozialisten.
1739:
David Hume: A Treatise of Human Nature (Ein Traktat über
die menschliche Natur)
"A Treatise of Human Nature" ist eines der
Hauptwerke des Hauptvertreters des englischen Empirismus,
David Hume (1711-1776), der philosophische, historische
und ökonomische Schriften verfasste.
Für Hume sind Beobachtung und Erfahrung die Grundlagen
menschlicher Erkenntnis. Er unterscheidet zwischen Sinneseindrücken
(Impressionen) und Ideen. Ideen seien die Erinnerungen
und Vorstellungen des menschlichen Geistes, während
die Sinneseindrücke die Grundlage aller Ideen seien.
Erst, wenn ich den Mond gesehen habe, kann ich mir den
Mond in Erinnerung rufen und über ihn nachdenken.
Dann freilich kann ich diese Vorstellungen ausschmücken
- "das Grundmaterial, aus dem unsere Vorstellungen
sich letztlich zusammensetzen, (muss) aus irgendwelchen
Eindrücken gewonnen sein". (nach: Norbert Hoerster:
David Hume, in: Klassiker des philosophischen Denkens,
2003, S. 12f.) Zudem können verschiedene Perzeptionen,
also Bewusstseinsinhalte, zusammenkommen: Farbe, Geruch,
Geschmack - doch der "Gesamteindruck" kann auch
wieder in einzelne Eindrücke geteilt werden.
Hume lehnte also jegliche Erkenntnis über die Wirklichkeit,
die nur durch reines Denken (a priori) zustande kommt,
die also nicht auf die Sinneswahrnehmungen zurückgeht,
ab. Und zwar nicht, weil es diese Wirklichkeit nicht geben
könne, sondern weil es sie geben oder nicht geben
könne: "Das Gegenteil jeder Tatsache bleibt
immer möglich, denn es kann niemals einen Widerspruch
in sich schließen und wird vom Geist mit derselben
Leichtigkeit und Deutlichkeit vorgestellt, als wenn es
noch so sher mit der Wirklichkeit übereinstimmte.
Daß die Sonne morgen nicht aufgehen wird, ist ein
nicht minder verständlicher Satz und nicht widerspruchsvoller,
als die Behauptung, daß sie aufgehen wird."
(David Hume, Ein Traktat, 4. Abschnitt, G 23, Philosoph.
Bibliothek, Übersetzung von R. Richter von 1907)
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Quelle: Hume: Über die menschliche Natur, übers.
von L. H. Jakob, 1790 (Google Bücher)
Literatur zu David Hume siehe Spalte rechts!
Bild: Porträt von David Hume (1711-1776)
von Allan Ramsay; Standort: National Gallery of Scotland,
Herkunft: Web Gallery of Art / Wikimedia Commons
1739-1742: Kolonialkrieg zwischen England und Spanien:
War of Jenkins Ear
1740: Einschränkung der Folter in Preußen
durch Friedrich den Großen
Friedrich II. (1712-1786, auch Friedrich der Große
oder "der Alte Fritz" genannt) ließ mit
seinem Antritt als preußischer König im Jahre
1740 die Folter nur noch in besonders schweren Fällen
zu. 1754 bekräftigte Friedrich die Bestimmungen von
1740, wobei er aber wohl nicht die Ausnahmen abschaffte,
wie vielfach in der historischen Forschung behauptet.
Tatsächlich blieb die Folter in Preußen auch
nach 1754 noch in Ausnahmefällen ein erlaubtes Mittel
zur Wahrheitsfindung. (Siehe: Mathias Schmoeckel: Humanität
und Staatsraison, S. 37) Und nur um diese Art der Folterung
ging es im übrigen: Als Strafen durften dem Verurteilten
weiterhin auch schmerzhafte, bis zum Tod führende
Qualen zugefügt werden.
Nach und nach wird diese Form der Folterung in anderen
Ländern des Heiligen Römischen Reiches abgeschafft.
Die Gründe dafür werden unterschiedlich gesehen:
Waren sie religiös und ethisch motiviert oder müssen
sie eher in dem Einsehen, dass die Folter nicht sehr effektiv
in der Verbrechensbekämpfung war, zu finden sein?
1740-1748: Österreichischer Erbfolgekrieg / Schlesische
Kriege / Friede von Aachen
Im Oktober 1740 starb Kaiser Karl VI. Gemäß
der Pragmatischen Sanktion von 1713 konnte seine älteste
Tochter, Maria Theresia, das Erbe antreten. Während
sich das Kaiserhaus, Bayern und Sachsen um die Wirksamkeit
der Sanktion und damit um die Thronnachfolge stritten,
marschierte der preußische König Friedrich
II. (1712-1786) in Schlesien ein.
Frankreich schmiedete in der Folgezeit eine anti-habsburgische
Allianz, der schließlich auch Preußen und
rheinische Kurfürsten beitraten. Französische
und sächsische Truppen marschierten in Böhmen
ein, der bayerische Kurfürst Karl Albrecht (1697-1745)
wurde zum Kaiser gewählt - er hatte zuvor bereits,
verheiratet mit der jüngsten Tochter Kaiser Josephs
(1678-1711), dem Vorgänger und Bruder Kaiser Karls
VI., Ansprüche auf den Thron angemeldet.
England mischte sich nun zunehmend in die Geschehnisse
auf dem Festland ein und verschaffte Maria Theresia Rückhalt.
Bayern konnte besetzt, ein Sonderfrieden mit Preußen
abgeschlossen und Sachsen zum Frieden gezwungen werden.
Unterdessen suchte Frankreich der englisch-österreichischen
Umklammerung zu entziehen und konnte Preußen 1744
zu einem erneuten Kriegseintritt bewegen (2. Schlesischer
Krieg). Nun allerdings trat, nach Sachsen, auch Bayern
auf die Seite der Habsburger: Karl Albrecht verzichtete
auf den Kaiserthron und machte damit den Weg frei für
Franz Stephan von Lothringen, dem Gatten Maria Theresas.
Als Franz I. trat er 1745 die Nachfolge an.
Es folgten weitere Kriegshandlungen: Französische
und spanische Truppen besetzten Mailand, in den Niederlanden
standen einem französischen Heer unter Moritz von
Sachsen englische, hannoversche, holländische und
österreichische Truppen gegenüber, die Engländer
gewannen zwei Seeschlachten und damit endgültig die
uneingeschränkte Herrschaft im Überseehandel
gegenüber den Franzosen. Der Frieden von Aachen im
Jahre 1748 beendete schließlich den Krieg.
Bild: Schlacht bei Fontenoy
im Jahre 1745 (Gemälde von
Edouard D'Etaille) / Quelle: Wikimedia Commons
1740-1758: Papst Benedikt XIV. (Lebensdaten: 1675-1758)
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