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Zeitleiste / Chronik: 16. Jahrhundert

Die Zeitleiste oder Chronik liefert einen Überblick der Ereignisse des 16. Jahrhunderts. Beigefügt sind zudem etliche Verweise auf online lesbare Quellen.

1511-1520

1511: Wahl Albrechts von Brandenburg-Ansbach zum Hochmeister des Deutschen Ordens in Preußen

Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim, aus: Libri tres de occulta philosophia, de.wikipedia / scanned by Jörgen Nixdorf1511: Erasmus von Rotterdam: Lob der Torheit

Das Buch "Lob der Torheit" von Erasmus von Rotterdam erschien in Paris und wenig später in Straßburg.

>> Quelle: Desiderius Erasmus: Moriae encomium declamatio (Ausgabe von 1512 in lateinischer Sprache), Münchener Digitalisierungszentrums der Bayerischen Staatsbibliothek.

Hinweis: Erasmus' "Lob der Torheit" gibt es auch in mehreren, käuflich zu erwerbenden deutschen Buchausgaben! Siehe Spalte rechts, "Sonstiges" - dort findet sich auch Literatur über ihn.

Bild: Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim, aus: Libri tres de occulta philosophia, Wikimedia Commons / scanned by Jörgen Nixdorf

1512: Kreisordnung Kaiser Maximilians I.: Fortan 10 Reichskreise

Der Köln-Trierer Reichstag 1512 setzt die Kreisordnung Kaiser Maximilians I. durch, wonach das Reich in 10 Reichskreise eingeteilt wurde. Die Reichskreise, an deren Spitze jeweils ein Kreishauptmann stand, sollten übergreifende Aufgaben übernehmen, die weder vom Reich noch von den (oftmals schwachen) einzelnen Territorien wahrgenommen werden konnten. Allerdings: "Es sollte Jahrzehnte dauern, bis die Kreise, genauer die dort tonangebenden, weiter erstarkenden Territorialherren, ihrer zugedachten Rolle für die Befriedung des Alltages im Reich gerecht wurden." (Kotulla: Deutsche Verfassungsgeschichte, S. 24)

1512: Großbrand in Lünen

1512 bricht in Lünen ein Feuer aus, das große Teile der Stadt zerstören sollte. Fünf Menschen kamen dabei ums Leben. Teilweise werden die Sünden der Bewohner als Ursache des Feuers genannt. Um künftige Brände zu vermeiden, wurde u.a. eine jährliche Prozession beschlossen. (Heinzmann: Gemeinschaft und Identität, 2006, S. 220)

Bild aus dem 4. Kapitel von Der swangern frawen und Hebammen Rosegarten, de.wikipedia / AndreasPraefcke1513: Eucharius Rösslin: Hebammenbuch

Eucharius Rösslin, der in Frankfurt, später in Worms als Stadtarzt arbeitete, veröffentlichte 1513 das erste deutsche Buch zur Geburtshilfe: "Der swangern frawen und Hebammen Rosegarten". Das Buch fand eine relativ weite Verbreitung und war wohl hauptsächlich für die Praxis der Geburtshelferinnen gedacht.

>> Quelle: Rösslin: Der swangern frawen und Hebammen Rosegarten (Ausgabe von 1513), Münchener Digitalisierungszentrums der Bayerischen Staatsbibliothek

Bild: Aus dem 4. Kapitel von Der swangern frawen und Hebammen Rosegarten, Wikimedia Commons / AndreasPraefcke

1513: Niccolò Machiavelli: Il Principe

1513 verfasste Machiavelli sein 1532 gedrucktes Werk "Il Principe". Darin ordnete er "Gewinnung und Erhaltung der Macht um ihrer selbst willen allen moralischen Bindungen des Fürsten über und legte so den Grundstein für die Vorstellung von einem vom sonstigen Moralkodex befreiten Staatsethos" (Burkhardt, 1985, S. 14) - später Staatsräson genannt.

>> Quelle: Machiavelli: Il Principe (Ausgabe von 1583), Google Bücher.

Hinweis: Machiavelli "Il Principe" gibt es auch in mehreren, käuflich zu erwerbenden deutschen Buchausgaben ("Der Fürst")! Siehe Spalte rechts, "Machiavelli" - dort findet sich auch Literatur über ihn.

1513-1514: Entstehung der berühmten Kupferstiche "Ritter, Tod und Teufel", "Der heilige Hieronymus im Gehäus" und "Melencolia I" Albrecht Dürers

1513–1521: Papst Leo X. (Lebensdaten: 1475-1521)

1514: "Armer Konrad" und der Tübinger Vertrag

Unter dem "Armen Konrad" ist "eine überständisch und überterritorial agierende und organisierte Widerstandsbewegung (zu verstehen), die längerfristig eine Massenbewegung vorbereitete, deren Ziel der Sturz der bestehenden Herrschafts- und und Gesellschaftsordnung war."(Zitate nach Blickle/Adam: Bundschuh, 2004, S. 184)

Im Mai 1514 plante der württembergische Herzog Ulrich, auf alle Lebensmittel eine Steuer zu erheben, die seinen verschuldeten Haushalt sanieren sollte. Dagegen formierte sich im Remstal (östlich von Stuttgart) ein breiter öffentlicher Widerstand. Unzufrieden war der "einfache Mann" schon länger, doch diese Pläne Ulrichs ließen das Fass überlaufen. Zwar zog er die Steuerpläne wieder zurück, unter dem Namen "Armer Konrad" bildete sich der Widerstand aber weiter aus. In Württemberg kam es zu Tumulten, die schließlich von Ulrichs Truppen niedergeschlagen wurden. Die gefangen genommenen Anführer wurden getötet, die Mitläufer gefoltert und eingesperrt.

Herzog Ulrich sicherte sich im Kampf gegen den "Armen Konrad" die Unterstützung der Landschaften, also der Landstände, die gegenüber dem Landesherrn das Land und die Bevölkerung vertraten und sich als Landtag versammelten. Auch sie sahen ihre Stellung die Bewegung bedroht. Der zwischen ihnen und dem Herzog geschlossene Tübinger Vertrag legte fest, dass die Landschaften zur Tilgung der herzoglichen Schulden beitragen sollten. Im Gegenzug musste der Herzog den Landschaften bedeutende Rechte zusichern.

1515: Herzog Georg von Sachsen verkauft Friesland an die Habsburger

Im Mai verkaufte Herzog Georg von Sachsen ("der Bärtige") für 100.000 Rheinische Gulden Friesland an den Habsburger Karl von Burgund, dem späteren Kaiser Karl V. Noch 1504 ließ sich Georg als "ewiger Goubernator" festschreiben und durch Statthalter in Friesland vertreten. 1514 zog er mit Truppen nach Friesland, um Aufstände niederzuschlagen, konnte sich jedoch nicht vollständig durchsetzen. Anschließend verkaufte er das Land.

1515: Hermann von Wied wird neuer Erzbischof von Köln

Der neue Erzbischof machte sich u.a. dadurch einen Namen, dass er 1540 in Köln die Reformation durchführte. Er wurde dafür vom Papst abgesetzt und exkommuniziert, erkannte diese Entscheidung jedoch nicht an. Als die Landstände, die zunächst hinter hermann und seiner Entscheidung standen, von Kaiser Karl V. gezwungen wurden, ihre Unterstützung aufzugeben, zog sich Hermann von Wied von seinen Ämtern und Vorhaben zurück.

1516: Reinheitsgebot für Bier im Herzogtum Bayern

Herzog Wilhelm IV. von Bayern (auch "der Standhafte" genannt) führt im Herzogtum Bayern (heute auch Altbayern genannt, welches die heutigen Gebiete Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz umfasst) das Reinheitsgebot ein.

1516: Erasmus von Rotterdam: Novum Instrumentum omne

Im Jahre 1516 veröffentlichte der Humanist, Theologe, Philosoph und Philologe Erasmus von Rotterdam (eigentlich Gerhard Gerhards, 1466?-1536) die Erstausgabe des Neuen Testaments in griechischer Sprache mit einer lateinischen Übersetzung und einem kritischen Kommentar: Novum Instrumentum omne. Dieses Ausgabe wurde noch Jahrhunderte später als Grundlage für weitere Übersetzungen herangezogen.

Literatur: Siehe Spalte rechts ("Rotterdam")!

1517: Martin Luthers Thesen gegen den Ablasshandel

... ob als Thesenanschlag an die Wittenberger Schlosskirche oder als Schreiben an Erzbischof Albrecht: Seine Thesen trafen den Nerv der Zeit, da sie schwelende Fragen und Ressentiments aufgriffen. Noch im Dezember 1517 schickte Erzbischof Albrecht die Thesen nach Rom.

>> Quelle: Luther: 95 Thesen, Projekt Gutenberg

Luther: Quellen und Literatur siehe rechte Spalte ("Luther")!

Hans von Gersdorff (ca. 1455 - 1529) 1517: Hans von Gersdorff: Feldtbuch der Wundt Artzney

1517 wurde das Feldbuch des bekannten Wundarztes Gersdorff veröffentlicht. In diesem Buch (wie auch in verschiedenen anderen) zeigte sich das Bestreben, die chirurgischen Kenntnisse zu systematisieren. Die Illustrationen stammten wohl von Hans Wechtlin, so u.a. auch die vielleicht erste Abbildung einer Schädelöffnung. (Janzin/Güntner: Das Buch vom Buch, 3. Aufl., 2006, S. 163)

>> Quelle: Gersdorff: Feldtbuch der Wundtartzney (Ausgabe von 1551), Service de la documentation University of Strasbourg - Digital old books

Das Buch gibt es auch als Taschenbuch - siehe Spalte rechts ("Sonstiges")!

Bild: Hans von Gersdorff (ca. 1455 - 1529) "Feldbuch der Wundarzney“, Uploader=Kuebi / Wikimedia Commons

1518: Philipp der Großmütige wird mit 13 volljährig und Landgraf von Hessen

Kaiser Maximilian I. erklärte im Jahre 1518 den 13-jährigen Philipp, der später bei der Verbreitung und Etablierung des reformatorischen Gedankenguts eine wichtige Rolle spielen sollte, für mündig. Vorausgegangen war ein Streit um die Nachfolge des 1509 verstorbenen Landgrafs Wilhelm II. Philipp

1518: Anklage Martin Luthers wegen Ketzerei

1519: Wahl Karl V. (1500-1558) zum König des Heiligen Römischen Reiches

Geboren in Gent am 24.02.1500, gestorben am 21.09.1558 in San Gerónimo de Yuste; König von Spanien (1516-56), Römischer König (1519-56), Kaiser (1530-56)

1519: Herzog Ulrich von Württemberg marschiert in Reutlingen ein

Nach der Ermordung des Burgvogts in Reutlingen, marschierte der württembergische Herzog Ulrich in die Stadt ein, musste jedoch nach dem Eingreifen des Schwäbischen Bundes wieder fortziehen.

1519: Leipziger Disputation

1519 fand in Leipzig ein theologisches Streitgespräch zwischen den Reformatoren Martin Luther, Philipp Melanchthon und Andreas Karlstadt und dem katholischen Theologen Johannes Eck statt.

1519: Judenpogrom in Regensburg

Im 15. und angehenden 16. Jahrhundert wurden Juden aus nahezu allen größeren Städten des Reiches vertrieben, so auch 1519 aus Regensburg. Hier hatten sich die Juden aufgrund kaiserlicher Anordnungen lange Zeit halten können, doch mit dem Wirken des Dompredigers Balthasar Hubmaier im Jahre 1516 begann auch hier eine Zeit des Hasses. 1519 war der Höhepunkt erreicht: Innerhalb einer Woche sollten sie die Stadt verlassen. Die Synagoge wurde zerstört.

1519-1521: Reiterkrieg zwischen dem Deutschen Orden und Polen

Der Deutsche Orden war ein Ritterorden aus der Zeit der Kreuzzüge - mit einem eigenen Staat, dem Deutschordensstaat im Baltikum. Er versuchte sich unter der Führung von Albrecht von Brandenburg-Preußen, dem Hochmeisters des Ordens, militärisch aus der Abhängigkeit von Polen, die seit dem "Zweiten Thorner Frieden" (1466) bestand, zu lösen. Die Feldzüge waren jedoch wenig erfolgreich, das Unternehemen scheiterte. Nach einem vierjährigen Waffenstillstand und dem Übertritt Albrechts auf die Seite Luthers wurde der Deutschordensstaat säkularisiert. Viele Ordensleute und auch der Papst erkannten dies nicht an.

1519-1522: Fernão de Magalhães (1480-1521) umsegelte als Erster die Welt, stirbt aber während der Reise

1520: Luther übersetzte auf der Wartburg das Neue Testament ins Deutsche

1520: Bekannte reformatorische Schriften Luthers erscheinen

Im Jahre 1520 erschienen die bekannten lutherischen Schriften "An den christlichen Adel deutscher Nation" und "Von der Freiheit eines Christenmenschen".

>> Quelle: Luther: An den christlichen Adel deutscher Nation (Ausgabe von 1520), Münchener Digitalisierungszentrums der Bayerischen Staatsbibliothek
>> Quelle: Luther: Von der Freiheit eines Christenmenschen (Ausgabe von 1520), Münchener Digitalisierungszentrums der Bayerischen Staatsbibliothek

Quellen und Literatur: Siehe rechte Spalte ("Luther")!


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