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Zeitleiste / Chronik: 16. Jahrhundert

Die Zeitleiste oder Chronik liefert einen Überblick der Ereignisse des 16. Jahrhunderts. Beigefügt sind zudem etliche Verweise auf online lesbare Quellen.

1521-1530

Luther auf dem Reichstag zu Worms. Kolorierter Holzschnitt von 1557.
Bildaufschrift: Intitulentur libri (Die Bücher sollen bei ihren Titeln genannt werden). Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen. de.wikipedia / Quelle: ?, Urheber: ?1521: Reichstag zu Worms / Wormser Edikt

Endgültige Einteilung des Reichs in 10 Reichskreise
Wormser Edikt gegen Martin Luther: Ächtung wegen Agitation gegen das Konzil von Konstanz und wegen Unruhestiftung. Verbot, Luthers Schriften zu drucken, abzuschreiben, zu lesen, zu kaufen oder zu verkaufen.

>> Quelle: Wormser Edikt, Universität Münster

Luther auf dem Reichstag zu Worms. Kolorierter Holzschnitt von 1557. Bildaufschrift: Intitulentur libri (Die Bücher sollen bei ihren Titeln genannt werden). Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen. Wikimedia Commons / Quelle: ?, Urheber: ?

1521: Thomas Müntzer flieht aus Zwickau

Thomas Müntzer, Pfarrer in Zwickau, wurde seines Amtes enthoben und musste aus der Stadt fliehen. Die Gründe lagen in den Streitigkeiten mit dem Franziskanerorden und dem Rat der Stadt Zwickau, der ihn des Aufruhrs beschuldigte.

1521: Wittenberger Unruhen

Während Luthers Aufenthalt auf der Wartburg kam es in Wittenberg zu einem Streit, wie weit die theologischen Veränderungen oder Neuerungen gehen sollten. Einigen gingen die bisherigen Reformen nicht weit genug, v.a. was das Zölibat und die Messe betraf. Luther kehrte schließlich nach Wittenberg zurück und forderte in seinen berühmten Invokavitpredigten, dass die Bevölkerung nicht durch zu radikale Änderungen verunsichert werden sollte. Aufgrund des Streits kam es zum Bruch zwischen Luther und dem Reformator Karlstadt (eigtl. Andreas Rudolf Bodenstein, 1480-1541).

1521-1529: Kriege Karls V. gegen Franz I. (König von Frankreich)

Die Kämpfe zwischen den Heeren Karls V. und Franz' I., jeweils mit unterschiedlichen Bundesgenossen, drehten sich um die Vorherrschaft in Italien und Burgund. 1525 kam es zur Schlacht von Pavia, 1527 zu den Plünderungen von Rom (Sacco di Roma). Im Frieden von Cambrai 1529 erhielt Karl V. Mailand und das französische Burgund. Die Streitigkeiten waren damit aber noch lange nicht beigelegt. Es folgten weitere Kriege und die Friedensschlüsse von Nizza im Jahre 1538 und von Crépy im Jahre 1544.

1522–1523: Papst Hadrian VI. (Lebensdaten: 1459-1513)

1522/23: Durchbruch der Reformation in Zürich unter Huldrych Zwingli (1484-1531)

Zwingli, Leutpriester in Zürich, veröffentlichte 1522 seine erste reformatorische Schrift ("Vom Erkiesen und Freiheit der Speisen"). Eine zweite Schrift richtet er an den Konstanzer Bischof Hugo von Landenberg. Dieser verlangt die Ächtung Zwinglis und seiner Lehren gemäß dem Wormser Edikt.

1523 kommt es zur ersten Zürcher Disputation, einem Religionsgespräch mit Zwingli, den Priestern der Stadt und des Landes Zürich sowie eines Vertreters des Konstanzer Bischofs. Zwingli hatte hierfür die "67 Schlussreden" verfasst: Thesen, die seine reformatorische Einstellung zusammenfassen.

Der Rat der Stadt stimmte Zwinglis Predigt zu, die Reformation fand ihren Durchbruch.

Bild: Der Zürcher Reformator Ulrich Zwingli auf einem Porträt von Hans Asper, entstanden nach dem Tod Zwinglis. Öl auf Pergament. 35 x 24.5 cm. Rechts Monogramm HA, oben beschriftet mit OCCUBIT ANNO AETATIS XLVII 1531 - er verstarb im 47. Altersjahr 1531. Quelle: Winterthur Kunstmuseum / Wikimedia Commons

1522/23: Aufstand der Reichsritter in Deutschland (Sickingfehde, auch Ritter- oder Pfaffenkrieg genannt)

Luther forderte in seiner Adelsschrift den Adel zur Übernahme von Aufgaben für Kirche und Reich auf. Daraufhin formierten sich Teile des reichsritterschaftlichen, niederen Adels um Franz von Sickingen (1481-1523) und Ulrich von Hutten (1488-1523). Sie griffen zu den Waffen, gerichtet gegen den Kurfürsten von Trier.

1523: Erste vollständig deutsche Liturgie durch Thomas Müntzer

In Allstaedt (südlich von Eisleben, im Südwesten des heutigen Sachsen-Anhalts) fand Müntzer eine neue Anstellung als Pfarrer und schuf dort die erste Liturgie in komplett deutscher Sprache.

1523–1534: Papst Clemens VII. (Lebensdaten: 1478-1534)

1524: Philipp von Hessen erster deutscher Fürst, der sich zur Reformation bekennt

1524/25/26: Regensburger Einung, Dessauer Bündnis und das Bündnis von Gotha-Torgau

Zur Durchsetzungen des Wormser Edikts bildeten sich zwei katholische Bündnisse: die Regensburger Einung (Süddeutschland, 1524) und das Dessauer Bündnis (Norddeutschland, 1525), in denen weltliche und geistliche Fürsten sich gegenseitige Unterstützung zusagten. Im Gegenzug schlossen sich Philipp von Hessen und Johann von Sachsen das (reformatorische) Bündnis von Gotha-Torgau (1526).

1525: Johannes Eck: Enchiridion locorum communium adversus Lutherum

1525 veröffentlichte der katholische Theologe und einer der schärfsten und meistgehassten Gegner der Reformation, Johannes Eck, sein antilutherisches "Handbuch" (Enchiridion). Es wurde über 100-mal aufgelegt bzw. übersetzt. (Iserloh: Geschichte und Theologie, 1980, S. 96)

>> Quelle: Eck: Enchiridion (Ausgabe von 1526), Münchener Digitalisierungszentrums der Bayerischen Staatsbibliothek

Zwölf Artikel der Bauern Flugschrift von 1525, Quelle: de.wikipedia / eingescannt aus: Otto Henne am Rhyn: Kulturgeschichte des deutschen Volkes, Zweiter Band, Berlin 1897, S.211525: Bauernkrieg in Deutschland

Aufstand der Bauern mit Unterstützung einiger adeliger Anführer (z.B. Florian Geyer und Götz von Berlichingen) und einiger kleinerer Städte (z.B. Memmingen). Die Bauern forderten die Erhaltung oder Wiederherstellung ihres ständischen "alten Rechts" anstelle des neuen römischen Landrechts, mehr bäuerliche Selbstverwaltung und wehrten sich gegen steigende Abgaben und Dienste, aber auch gegen Willkür.

Es war keine geschlossene, zentral geführte Aktion innerhalb des Heiligen Römischen Reichs, sondern ein Konglomerat aus vielen kleinen Einzelaktionen - die jedoch erfassten weite Gebiete, von Süddeutschland bis tief nach Thüringen und Sachsen.

Der Bauernkrieg endete in einer grausamen Niederschlagung der Bewegung: Mehr als 100.000 Menschen sollen ihr Leben verloren haben. Luther legitimierte im Voraus das harte Vorgehen der Fürsten und enttäuschte damit viele seiner Anhänger. "Für die Geschichte der Reformation gilt das Ende des Bauernkriegs als Zäsur zwischen ihren populären Anfängen ('Sturmjahre der Reformation', 'Volksreformation') und einer obrigkeitlichen Phase ('Fürstenreformation')." (Burkhardt, 1985, S. 67)

Bild: Zwölf Artikel der Bauern Flugschrift von 1525, Quelle: Wikimedia Commons / eingescannt aus: Otto Henne am Rhyn: Kulturgeschichte des deutschen Volkes, Zweiter Band, Berlin 1897, S.21

1525: Luthers Haltung zum Bauernkrieg

Martin Luther schlägt sich im Bauernkrieg auf die Seite der Fürsten und enttäuscht damit viele Bauern.

>> Quelle: Luther: Wider die Mordischen und Reubischen Rotten der Bawren (Ausgabe von 1525), Münchener Digitalisierungszentrums der Bayerischen Staatsbibliothek

1526 und 1529: Reichstage zu Speyer: "Fürstenreformation"

Karl V. forderte den Reichstag auf, das Wormser Edikt gegen Luther und seine Lehren durchzuführen, doch wurde dies mittlerweile als unmöglich angesehen. Das Edikt wurde außer Kraft gesetzt. Beschlossen wurde hingegen, dass jeder Reichsstand, jeder Fürst es in Glaubensangelegenheiten so halten solle, wie sein Gewissen es gegenüber Gott und Kaiser zuließe. Damit konnte sich die reformatorische Bewegung weiter ausbreiten. Der zweite Reichstag 1529 hob diese Regelung wieder auf, allerdings sollte die neue Lehre dort bestehen bleiben dürfen, wo sie bereits eingeführt worden war.

1527: Johann von Sachsen: Instruktion zur Kirchenvisitation

Auf Anraten von Martin Luther erließ der sächsische Kurfürst Johann eine Instruktion zur Durchführung der sogenannten Visitation: Eine einheitliche Kirchenordnung sollte im gesamten Territorium mittels Beamte und Theologen durchgesetzt werden.

1527: Michael Sattler und die Anfänge des Täufertums / Schleitheimer Artikel

1529: Entstehung des Begriffs "Protestant"

Als die evangelischen Stände auf dem 2. Reichstag zu Speyer feierlich Protest gegen deie Aufhebung des Beschlusses vom 1. Reichstag einlegten, erhielten sie den Namen "Protestanten".

1529: Kleiner und großer Katechismus Luthers

Die Visitationen zeigten, dass viele Menschen, auch die Prediger, nur wenig Wissen über die neuen Lehren hatten. Dies veranlasste Luther zur Abfassung eines großen und eines kleinen Katechismus'. "Durch ihn (den kleinen Katechismus, Anm. von WebHistoriker) wie durch seine geistlichen Lieder ist Luther der große religiöse Volksbildner geworden." (Iserloh, Geschichte und Theologie, 1980, S. 78)

>> Quelle: Luther: Deütsch Catechismus (=Großer Katechismus) (Ausgabe von 1529), Münchener Digitalisierungszentrums der Bayerischen Staatsbibliothek
>> Quelle: Luther: Catechismus Für die gemeine Pfarrherr und Prediger (=Kleiner Katechismus) (Ausgabe von 1553), Münchener Digitalisierungszentrums der Bayerischen Staatsbibliothek

1529: Erste Belagerung Wiens durch die Türken

Die Türken drangen unter Sultan Süleiman II. nach Südosteuropa vor: 1521 Eroberung Belgrads, 1526 Schlacht bei Mohács, 1529 Belagerung Wiens).

1529: Marburger Religionsgespräch

Das Marburger Religionsgespräch fand vom 1. bis 3. Oktober 1539 auf dem Schloss des Landgrafen Philipp von Hessen statt. Er hatte dazu eingeladen, um die unterschiedlichen reformatorischen Strömungen zu einigen. Teilnehmer waren u.a. Martin Luther, Huldrych Zwingli, Philipp Melanchthon und Martin Bucer. Diskutiert wurde über die Eucharistie und die Bedeutung der Sakramente.

1530–1556: Kaiser Karl V. (selbsternannter Kaiser seit 1520; Lebensdaten: 1500-1558)

1530: Augsburger Reichstag und die Confessio Augustana

Das Ziel dieses Reichstags sollte eigentlich die Wiederherstellung der Einheit der Religion sein. Für die Beratungen legten die reformatorischen Gruppen ihre Lehrbekenntnisse vor: die Lutheraner eine von Philipp Melanchthon verfasste Schrift, die "Confessio Augustana", die Zwinglianer die "Ratio fidei" und die vier Städte Straßburg, Konstanz, Lindau und Memmingen die "Tetrapolitana". Die Einigung misslang. Der Kaiser und die Mehrheit im Reichstag sprachen sich gegen die Confessio Augustana aus. Die Kluft zwischen den Anhängern der alten Kirche und den Reformatoren wurde größer.

>> Quelle: Abschied des ReichsTags zu Augspurg. Sampt Romischer Keyserlicher Maiestat Ordenung vnnd Reformation. (Ausgabe von 1530), Wolfenbütteler Digitale Bibliothek

1530: Reichspolizeiordnung

Die im Jahre 1530 vom Reichstag verabschiedete Reichspolizeiordnung sollte die alltägliche Ordnung des Gemeinwesens sichern. Der Begriff Polizei oder Policey wurde im 16. Jahrhundert anders als heute gebraucht: Er stand für die Herstekllung und Wahrung der allgemeinen Ordnung - und umfasste demnach etliche Reglementierungen, die direkt in den Alltag eingriffen, von der Kleiderordnung über die Bestimmungen zu einzelnen Feierlichkeiten bis hin zu den notwendig einzuleitenden Maßnahmen bei einem Begräbnis. 1548 und 1577 wurde die Reichspolizeiordnung aus dem Jahre 1530 überarbeitet und erweitert.

>> Quelle: Abschied des ReichsTags zu Augspurg. Sampt Romischer Keyserlicher Maiestat Ordenung vnnd Reformation. (Ausgabe von 1530), Wolfenbütteler Digitale Bibliothek

Bild: Karl V.: R. K. Maj. Ordnung und Reformation guter Policei in H. Röm. Reich, Druck: Johannes Schöffer, 1530, Mainz, Quelle: Wikimedia Commons / Digitale Bibliothek München

 

 


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