Zeitleiste / Chronik: 16. Jahrhundert
Die Zeitleiste oder Chronik liefert einen Überblick der
Ereignisse des 16. Jahrhunderts. Beigefügt sind zudem etliche
Verweise auf online lesbare Quellen.
1561-1570
1561: Die "Confessio Belgica" des Guido de
Bray (Guy de Brès) und die Reformation in den Niederlanden
Philipp II. von Spanien, der seit 1555 die Herrschaft
in den Niederlanden übernommen hatte, wandte sich
scharf gegen die reformatorischen Bewegungen in den Niederlanden,
gegen Lutheraner, Täufer und die seit den 1540er
Jahren stärker werdenden Calvinisten. Ihr bedeutendster
Vertreter war Guido de Bray, der 1561 die bedeutende Schrift
"Confessio Belgica" verfasste.
Gegen die religiöse Opposition und gegen Aufständische
des niederen Adels ging Philipp und sein Generalbevollmächtigter
Herzog Alba mit Gewalt vor. Viele Reformierte mussten
flüchten. Gegen diese Vorgehensweise wuchs der Widerstand,
an dessen Spitze sich der Calvinist Wilhelm von Nassau-Oranien
positionierte. Einige katholische Provinzen schlossen
sich zusammen (Union von Arras), die Reformierten formierten
sich zur "Utrechter Union". Die Niederlande
spaltete sich zunächst in einen calvinistischen Norden
und einen katholischen Süden. 1584 erklärte
sich der Norden für unabhängig.
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Quelle: de Brès: Confessio Belgica (deutsche
Übersetzung), www.confessio.reformata.de
Literatur zur Geschichte der Niederlande siehe
rechte Spalte!
1561:
Friedrich III. von der Pfalz wird erster calvinistischer
Fürst
Nachdem seine Bemühungen um die Einheit des Protestantismus
auf dem Naumburger Fürstentag gescheitert waren,
nahm Friedrich III., seit 1559 Kurfürst, das reformierte
Bekenntnis an: Die Pfalz, vormals lutherisch, wurde calvinistisch.
Trotzdem blieb er dem Augsburger Bekenntnis (Confessio
Augustana) Melanchthons verbunden und übernahm daher
nicht den Genfer Katechismus. Ein eigenes Werk sollte
her, der "Heidelberger Katechismus", verfasst
von Zacharias Ursinus.
Bild: Friedrich III. von der Pfalz ("der
Fromme"), Quelle: Wikipedia Commons
1562-1792: Frankfurter Dom Krönungsort der deutschen
Könige und Römisch-deutschen Kaiser
1563: Der "Heidelberger Katechismus" erscheint
Friedrich III. von der Pfalz war zunächst Lutheraner,
begeisterte sich allerdings zunehmend für die reformierte
(d.h. calvinistische) Lehre. Er gab den Auftrag an Zacharias
Ursinus (1534-1583), einen Katechismus zu verfassen, weil
die Übernahme des Genfer Katechismus die Abspaltung
vom Augsburger Bekenntnis bedeutet hätte. Der Heidelberger
Katechismus systematisierte in 129 Fragen die Glaubenslehre
- der Schweizer Einfluss war kaum zu übersehen.
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Quelle: Olevian, Caspar / Ursinus, Zacharias / Friedrich
[Pfalz, Kurfürst, III.]: Catechismus oder kurzer
Unterricht christlicher Lehr ... in der Chur Pfaltz
(Ausgabe von 1563), Münchener Digitalisierungszentrums
der Bayerischen Staatsbibliothek
Literatur: Der "Heidelberger Katechismus"
in einer neuen Ausgabe: siehe rechte Spalte (unter "Sonstiges")!
1563: Beginn der Gegenreformation
Der Abschluss des Konzils von Trient im Jahre 1563 kennzeichnet
allgemein den Beginn der Gegenreformation, also der Rekatholisierungsmaßnahmen.
Sie gingen einher mit den Formierungen der lutherischen
und reformierten Kirchenbildungen.
1563-64: Ortenburger Adelsverschwörung
Einige bayerische Adelige ersuchten, unter der Führung
des Grafen Joachim von Ortenburg, um Zulassung der Confessio
Augustana: Das lutherische Glaubensbekenntnis sollte in
ihren Territoien eingeführt werden. Der bayerische
Herzog Albrecht V. wandte sich dagegen. Trotzdem führte
Joachim die Reformation durch. Eine Abriegelung der Wege
nach Ortenburg als auch eine Anklage zahlreicher bayerischer
Fürsten wegen Hochverrats brachte zunächst etwas
Ruhe und die Abwehr reformatorischen Strebens in die Angelegenheit,
doch schwelte der Konflikt noch lange weiter.
1563-1570: Dreikronenkrieg oder Nordischer Siebenjähriger
Krieg
Polen, Schweden und Dänemark wollten dem russischen
Zaren nicht das gesamte Baltikum kampflos überlassen,
sondern suchten Gelegenheiten, sich selbst einzelne Teile
des Baltikums anzueignen - wobei es immer auch um die
Ostsee ging: um Zugänge und Häfen zur Ostsee,
um strategisch wichtige Punkte für Handels- und militärische
Macht. Dänemark, Lübeck und Polen stellten sich
in diesem Krieg in mehreren Seeschlachten gegen Schweden.
Der Krieg endete mit dem Frieden von Stettin.
Bild: Dreikronenkrieg: Einnahme
der Festung Älvsborg durch die Dänen am 4. September
1563.
Kupferstich, 1889. Quelle: Oskar Alin, Sveriges historia
III. Stockholm 1889, S. 266.
15661572: Papst Pius V. (Lebensdaten: 1504-1572)
1567: Teilung Hessens
Nach dem Tod Philipps I. (auch "der Großmütige"
genannt) wurde die Landgrafschaft Hessen unter seinen
vier Söhnen aufgeteilt. Fortan gab es Hessen-Kassel,
Hessen-Dramstadt, Hessen-Marburg und Hessen-Rheinfels.
Rheinfels wurde 1583 wieder den anderen drei Grafen zugesprochen,
nachdem 1583 Landgraf Philipp II. von Hessen-Rheinfels
kinderlos verstarb. Den Hauptteil erhielt Hessen-Kassel.
Auch Hessen-Marburg wurde später wieder aufgeteilt
- nach dem Tode Ludwig IV. im Jahre 1604, der ebenfalls
keine Nachkommen besaß. Bedingung für das Erbe
war allerdings, dass die lutherische Konfession hier erhalten
bliebe. Dies führte zu Zwistigkeiten zwischen den
weiteren Erben, nachdem Landgraf Moritz von Hessen-Kassel
1605 zum Calvinismus übergetreten war.
1568/1571: Weseler Konvent und Emder Synode
Am Niederrhein, wo sich schon 1545 die ersten calvinistischen
Gemeinden gebildet hatten, wuchs die Zahl der Anhänger
stetig an. 1568 wollten sie sich schließlich eine
"Ordnung" geben, die das Gemeindeleben organisieren
sollte. Bestätigt wurden die Richtlinien 1571 auf
der Emder Synode: Das Laienamt wurde gestärkt, ein
Konsistorium, das aus Predigern, Ältesten und Diakonen
bestand, sollte wöchentlich zusammenkommen. Es gab
Gemeinden, mehrere Gemeinden bildeten eine Klasse und
diese Klassen sollten viertel- oder halbjährlich
ein Konvent abhalten. (Iserloh, Geschichte und Theologie,
1980, S. 157)
1568-1648: Achtzigjähriger Krieg
Er begann mit der Schlacht bei Heiligerlee (Provinz
Groningen) und endete mit dem Westfälischen Frieden:
der Achtzigjährige Krieg. Unterbrochen von einem
12-jährigen Waffenstillstand (1609-21) drehte sich
der Konflikt um die Unabhängigkeit der Niederlande
von Spanien. Nachdem 1556 Kaiser Karl V. auf den spanischen
Thron verzichtete, wurde sein Sohn Philipp spanischer
König. Von Beginn an ging er massiv gegen die Reformation,
speziell gegen den Calvinismnus, in den Niederlanden vor.
Unter anderem bestimmte er Herzog Alba zum niederländischen
Generalbevollmächtigten, dessen "Rat der Unruhen"
mit großer Gewalt die Aufständischen. Viele
Calvinisten (auch Reformierte genannt) flohen. Am Ende
der vielen kleinen Kämpfe und Aufstände stand
die Unabhängigkeit der Niederlande auch vom Heiligen
Römischen Reich deutscher Nation.
Literatur zur Geschichte der Niederlande siehe
die Spalte rechts!
1570: Beginn der "Kleinen Eiszeit"
Unter der "Kleinen Eiszeit" wird ein Klimaumschwung
verstanden, der um 1570 einsetzte und wirtschaftliche
Krisen nach sich zog: die Ernteerträge wurden geringer,
das Getreide verteuerte sich. Da gleichzeitig noch bis
etwa 1620 die Bevölkerungszahlen weiter anstiegen,
verarmten große Teile der Gesellschaft, viele mussten
hungern.
1570: Geistlicher Rat in München
Regelten in protestantischen Ländern die Kirchenordnungen
das kirchliche und schulische "Leben", so setzten
die katholischen Fürsten ab 1570 einen Geistlichen
Rat ein. Der Geistliche Rat war eine Kirchenbehörde,
die 1570 zunächst in München, in den Folgejahren
von anderen katholischen Fürsten und Territorien
installiert wurde.
1570: Erstes Lehrbuch der Landwirtschaft von Konrad
Heresbach
Landwirtschaftliche Fachliteratur gab es bis weit in
das 16. Jahrhundert hinein fast nur in Form von Übersetzungen
antiker Autoren. Ein erstes Fachbuch, das die Landwirtschaft
der "Gegenwart" und des eigenen Landes beschrieb,
war Konrad Heresbachs "Rei rusticae libri quatuor".
Zwar "nach antikem Vorbild in kunstvoller Dialogform"
verfasst, beinhaltet es u.a. "interessante Schilderungen
rheinischer Landwirtschaft". (Schröder-Lembke:
Zwei frühe deutsche Landwirtschaftsschriften, 1965,
S. 2).
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Quelle: Heresbach, Conrad: Rei Rvsticae Libri Qvatvor
(lateinische Ausgabe von 1571), Münchener Digitalisierungszentrums
der Bayerischen Staatsbibliothek
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Quelle: Heresbach, Conrad: Rei Rvsticae Libri Qvatvor
(lateinische Ausgabe von 1573), Bayerische Staatsbibliothek
digital
Literatur zur Geschichte der Landwirtschaft siehe
Spalte rechts!
1570:
Abraham Ortelius: Theatrum Orbis Terrarum
Das Buch "Theatrum Orbis Terrarum" gilt als
die erste Veröffentlichung eines Atlas, wenn auch
der Verfasser Abraham Ortelius (auch Örtel oder Hortel,
1527-1590) den Begriff "Atlas" noch nicht gebrauchte.
Sein Theatrum Orbis Terrarum war eine Kartenmsammlung
in Buchform - zunächst mit Kupferstichkarten, die
vornehmlich von Frans Hogenberg (1535-1590) stammten.
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Quelle: Ortelius: Theatrum Orbis Terrarum (lateinische
Ausgabe von 1570), American Memory
Bild: Abraham Ortelius; Quelle: Wikimedia
Commons
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