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Zeitleiste / Chronik: 17. Jahrhundert

Die Zeitleiste oder Chronik liefert einen Überblick der Ereignisse des 16. Jahrhunderts. Beigefügt sind zudem etliche Verweise auf online lesbare Quellen.

1611-1620

1612–1619: Kaiser Matthias (Lebensdaten: 1557-1619)

1618: Prager Fenstersturz

Utraquisten, Böhmische Brüder, Calvinisten, Lutheraner und Katholiken - diese 5 größeren Konfessionen existierten zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Böhmen. Ihnen hatte Kaiser Rudolf II. im Jahre 1609 die freie Religionsausübung zugesichert (Majestätsbrief), um seine Position gegenüber der Stellung seines Bruders Matthias zu stärken. Und auch Matthias, nach Rudolfs Tod im Jahre 1612 Kaiser, machte Zugeständnisse an die böhmischen Stände: So erlaubte er den Protestanten beispielsweise den Bau von Kirchen. Und genau wegen des Baus einer evangelischen Kirche auf einem katholischen Grundstück entbrannte ein Streit zwischen Protestanten und Katholiken. Die Kirche musste wieder abgerissen werden.

Dies war der Auslöser, allerdings nicht der alleinige Grund für die offene Rebellion der Protestanten gegen den Kaiser. Vorangegangen waren eine Reihe von gegenreformatorischen Aktionen Ferdinands von der Steiermark, seit 1617 König von Böhmen. Die Protestanten riefen eine Versammlung der evangelischen Stände nach Prag ein. Der Kaiser schickte daraufhin Abgesandte nach Prag, die jedoch aus dem Fenster der Prager Burg geworfen wurden. Sie überlebten und berichteten dem Kaiser von dem Vorfall. Der Fenstersturz gilt als Auslöser des Dreißigjährigen Krieges.

Bild: Der Prager Fenstersturz auf einem zeitgenössischen Flugblatt, 1618, Quelle: Wikimedia Commons /
Peter Milger: Der Dreißigjährige Krieg. Gegen Land und Leute. Niedernhausen 2001, ISBN 3-572-01270-8

1613: Thüringer Sintflut

Große Teile Thüringens werden durch Hochwasser überflutet: Heftige Gewitter mit Hagelschauern ließen die Wasser vieler Flüsse dramatisch ansteigen. Viele Menschen verloren ihr Zuhause und verloren ihr Nutzvieh.

1614: Fettmilch-Aufstand

Unter dem Fettmilch-Aufstand wird ein Bürgeraufstand von Frankfurter Bürger unter der Führung des Bäckers Vinzenz Fettmilch verstanden: Sie stürmten das Rathaus in Frankfurt a.M., setzten den bestehenden Rat ab und errichteten ein eigenes Regiment. Der Aufstand entzündete sich daran, dass der Rat nach Meinung der Aufständischen nicht konsequent genug gegen die Juden vorging, die ihrer Meinung nach Wucherer waren und daher vertrieben werden sollten. Nach der Eroberung des Rathauses machten sich die aufständischen Bürger an die Erstürmung des Ghettos, vertreiben die Juden aus Frankfurt und plünderten deren Häuser. Kaiser Matthias verhängte allerdings die Acht über Fettmilch und seine engsten Vertrauten. Sie wurden festgenommen und hingerichtet. Die vertribenen Juden kehrten zurück.

1614: Gründung der Universität Groningen, eine der ältesten niderländischen Universitäten

df1614, 1615 und 1616: Schriften der Rosenkreuzer

Drei Schriften erschienen in diesen Jahren, die als Beginn und Manifeste der Rosenkreuzer-Bewegung angesehen werden können: "Fama Fraternitatis" (1614), "Confessio fraternitatis R.C., Ad Eruditos Europae" (1615) und "Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreutz, Anno 1459" (1616). Als Autor oder zumindest als Mitautor dieser Schriften gilt der evangelische Theologe Johann Valentin Andreae (1586-1654).

In den Schriften wird ein gewisser Christian Rosenkreuz vorgestellt, der Initiator eines Ordens gewesen sein soll. Die tatsächliche Existenz beider, Rosenkreuz' und des Ordens, ist historisch nicht belegt, wurde jedoch von Zeitgenossen als gegeben angesehen: In dem von Rosenkreuz gegründeten Geheimbund könne man "alchemistische oder gar magische Künste erlernen". (Lamprecht: Neue Rosenkreuzer, 2004, S. 298) Die drei Schriften erreichten eine große Aufmerksamkeit, sorgten für Verwirrung, da immer wieder Nachrichten vom Auftauchen verschiedener Personen, die dem Orden angehören würden, auftauchten. Historisch greifbar wird ein Rosenkreuzer-Orden allerdings erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

>> Quelle: Allgemeine und General Reformation der gantzen weiten Welt: Beneben der Fama Fraternitatis, Deß Löblichen Ordens des Rosencreutzes, an alle Gelehrte vnd Häupter Europä geschrieben. (Ausgabe von 1781), Wolfenbütteler Digitale Bibliothek
>> Quelle: Chymische Hochzeit: Christiani Rosencreütz. Anno 1459 (Ausgabe von 1616), Wolfenbütteler Digitale Bibliothek

Bild: Johann Valentin Andreae (1586-1642), Quelle: Wikimedia Commons / http://homepages.tesco.net/~eandcthomp/aaa.htm

1615: Hexenverfolgung in Leonberg

Der Leonberger Vogt Lutherus Einhorn klagte in seiner Amtszeit (1613-1629) 15 Frauen wegen Hexerei an, von denen acht zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden. Weite Teile der Bevölkerung und die Leonberger Stadtobrigkeit unterstützten ihn dabei. Auch gegen die Mutter des Astronomen Johannes Kepler, Katharina Kepler, erhob er Anklage. Sie wurde jedoch freigesprochen.

Literatur zum Hexenwesen siehe rechts!

1617: Gründung der Fruchtbringenden Gesellschaft (lt. societas fructifera), auch Palmenorden genannt

Im August 1617 gründeten Familienmitglieder und Freunde beim Trauermahl zum Begräbnis von Herzogin Dorothea Maria von Sachsen-Weimar die Fruchtbringende Gesellschaft. Im Vordergrund stand die Reinhaltung der deutschen Sprache über alle Konfessionen und Stände hinweg, doch stellten auch Eintracht und Einigkeit in Kultur und Konfession wichtige Ziele dar.

1618: Dordrechter Synode

Die Dordrechter Synode war eine Nationalsynode der reformierten Kirchen in den Niederlanden, eine nationale Zusammenkunft, die zur Klärung theologischer Streitigkeiten einberufen wurde. Die zwistigkeiten bestanden v.a. in der unterschiedlichen Auslegung der Prädestination, der Vorherbestimmung. Dabei standen sich die sogenannten Remonstranten oder Arminianer (nach dem Leidener Professor Jacobus Arminius benannt), die eine weniger "strenge" Auffassung vertraten, den Contreremonstranten gegenüber, die in fünf Dordrechter Artikeln den freieren Auffassungen der Arminianer entgegentraten.

Die Dordrechter Synode "verdammte die Lehre der Remonstranten und fasste die Prädestinationslehre - für alle reformierten Kirchen maßgeblich - zusammen" und prägte damit den weiteren Verlauf der "Geschichte des Calvinismus". (Klueting, Konfessionelles Zeitalter, 1989, S. 204)

1618-1648: Dreißigjähriger Krieg: Übersicht

Der Dreißigjährige Krieg durchlief, grob gesprochen, vier Phasen:

- Böhmisch-pfälzischer Krieg (1618–1623)
- Dänisch-niedersächsischer Krieg (1623–1629)
- Schwedischer Krieg (1630–1635)
- Schwedisch-Französischer Krieg (1635–1648)

(Die Bezeichnungen der einzelnen Phasen zeigen nicht die jeweiligen Kriegsparteien an, sondern kennzeichnen die jeweiligen Kriegsgegner des Kaisers.)

Der Dreißigjährige Krieg war eher eine "Kriegszeit" als ein klar abgrenzbarer Krieg zwischen zwei oder mehr Kriegsparteien, eine "Kriegsverdichtung" (Johannes Burkhardt), deren einzelne Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen selbst Zeitgenossen nicht mehr auseinander halten konnten. Und so wurde bereits Mitte des 17. Jahrhunderts der Begriff "Dreißigjähriger Krieg" gebraucht - als ein Konstrukt für die 30 Jahre Kriegszeit.

Der Krieg begann mit der Niederschlagung des ständischen Aufstands in Böhmen und endete "offiziell" mit dem Westfälischen Frieden. Er war kein deutscher Krieg, aber ein Krieg, der sich größtenteils auf dem Boden des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation ab. Er war nur zum Teil ein Religionskrieg, da er als solcher begann und sich in den ersten Kriegsjahren noch als solcher zeigte. Wie umfangreich die Folgen für die Bevölkerung und die Wirtschaft waren, ist unter Historikern umstritten.

Literatur zum Dreißigjährigen Krieg siehe rechte Spalte!

1618-1623: Dreißigjähriger Krieg: Böhmisch-Pfälzischer Krieg / Confoederatio Bohemica / Schlacht am Weißen Berg

Nachdem die rebellierenden Stände die Macht in Böhmen übernommen hatten, stellten sie auch ein Herr auf und gaben sich sich eine Verfassung (Konföderationsakte vom 31. Juli 1619). Sie setzten Ferdinand ab und den calvinistischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz als neuen König ein. Mit den oppositionellen Ständen Nieder- und Oberösterreichs verbündeten sie sich, woraufhin der gerade gewählte Kaiser Ferdinand Bündnisse mit Bayern und Sachsen schloss. Die protestantische Union erklärte sich neutral, so dass Friedrich V. - ohne Bundesgenossen - nahezu chancenlos der Armee des bayerischen Herzogs und eines kasierlichen Kontingents entgegentrat. Und so kam es bei der folgenden Schlacht am Weißen Berg (1620) vor den Toren Prags zu einem entscheidenden Sieg der kaiserlich-katholischen Seite.

Es folgte eine z.T. brutale und grausame Rekatholisierung Böhmens. Friedrich V., kurzzeitiger böhmischer König, verlor die Oberpfalz und die Kurwürde an Maximilian I. von Bayern. Zudem verhängte der Kaiser die Reichsacht über ihn, und Friedrich ging nach Holland ins Exil.

Bild: Zeitgenössische Darstellung der Schlacht am Weißenberg. Quelle: Wikimedia Commons /
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1619: Gründung der Hamburger Bank

1619–1637: Kaiser Ferdinand II. (Lebensdaten: 1578-1637)

1620-1621: Krieg zwischen den Osmanen und Polen

In diesem Konflikt ging es um Siebenbürgen und die Gebiete an der Moldau. Der Krieg bracht für keine Seite Gewinne.


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Literaturtipps


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