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Zeitleiste / Chronik: 17. Jahrhundert

Die Zeitleiste oder Chronik liefert einen Überblick der Ereignisse des 16. Jahrhunderts. Beigefügt sind zudem etliche Verweise auf online lesbare Quellen.

1621-1630

1621-1623: Papst Gregor XV. (Lebensdaten: 1554-1623)

1622: Gründung der Universität Salzburg

1623-1629: Dreißigjähriger Krieg: Dänisch-niedersächsischer Krieg / Wallenstein / Friede von Lübeck

Nachdem der Konflikt in Böhmen mitsamt seinen Folgen zugunsten der kaiserlich-katholischen Seite beendet war, drangen die Ligaheere weiter Richtung Norddeutschland vor, teilweise griffen sie auf norddeutsches Gebiet. Dies veranlasste den Christian IV., lutherischer König von Dänemark und Herzog von Holstein, sich in den Krieg einzumischen. Seine Truppen wurden allerdings mehrfach von Graf von Tilly und Albrecht von Wallenstein, der ein Privatheer anführte, geschlagen.

Bereits nach den ersten Erfolgen distanzierten sich viele Reichsfürsten vom dänischen König. Christian IV. musste sich aus dem Reich zurückziehen - Norddeutschland lag in der Hand Kaiser Ferdinands II.

Schlacht bei Lutter, zeitgenössische Darstellung 17. Jahrhundert, <br>
                      Quelle: Wikimedia Commons / User AxelHH on de.wikipedia

Bild: Schlacht bei Lutter 1626, zeitgenössische Darstellung 17. Jahrhundert,
Quelle: Wikimedia Commons / User AxelHH on de.wikipedia

Nachbau der Rechenmaschine von Wilhelm Schickard, 1623; Quelle: Wikipedia Commons / Herbert Klaeren1623: Wilhelm Schickard: Rechenmaschine

Der Mathematiker und Theologe Wilhelm Schickard (oder Schickhardt) erklärt in einem Brief die Konstruktion und den Bau einer Rechenmaschine für die vier Grundrechenarten. Die Maschine selbst existiert nicht (mehr). 1645 entwickelte der französische Mathematiker, Physiker und Philosoph Blaise Pascal eine Rechenmaschine, von der es heute noch einige Originale gibt. Ab 1671 arbeitete auch der bedeutende Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz an einer Rechenmaschine (s. 1672).

Bild: Nachbau der Rechenmaschine von Wilhelm Schickard, 1623; Quelle: Wikipedia Commons / Herbert Klaeren

1623-1644: Papst Urban VIII. (Lebensdaten: 1568-1644)

1628: William Harvey: Beschreibung des großen Blutkreislaufs

Bereits in einer Vorlesung im Jahre 1616 trug der englische Physiologe William Harvey (1578-1657) seine Theorie von der Blutsbewegung im menschlichen Körper vor. 12 Jahre später veröffentlichte er seine Ansichten - die zunächst offen angefeindet wurden. Harvey trat damit gegen die noch immer anerkannte Theorie des grieschichen Arztes Galens auf, die besagte, dass das Blut ständig neu produziert werde und von dem Herzen in die Teile des menschlichen Körpers gepumpt werde.

1624: Normaljahr

Das Jahr 1624 wird "Normaljahr" genannt, weil in den Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 der 1. Januar 1624 als Stichtag für die Besitzverhältnisse und das Bekenntnis in einem Ort oder Territorium festgelegt wurde. Oder anders formuliert: Ein Land, das 1624 evangelisch war, blieb dies fortan - und wenn der der Landesherr nun sein Bekenntnis wechselte, zog dies formell nicht den Konfessionswechsel der Einwohner nach sich. In geistlichen Ländereien bedeutete ein Konfessionswechsel die Absetzung des jeweiligen Prälaten. Eine Ausnahme galt im übrigen für die Kurpfalz: Hier wurde das Jahrt 1618 festgelegt.

1624 und 1629: Sklavenkassen in Hamburg und Lübeck

In Hamburg wurde sie 1624, in Lübeck 1629 gegründet: die Sklavenkasse. Sie diente dazu, Lösegeldzahlungen an Piraten aufzubringen, die europäische Seeleute entführt und in die Sklaverei verschleppt hatten.

1625: Johann Rudolf Glauber: Natriumsulfat (Glaubersalz)

Johann Rudolf Glauber (1604-1670) war der Sohn eines Barbiers, der lange Jahre durch die Länder zog, ohne Studium als Hilfsapotheker, Spiegelverkäufer, Weinwirt arbeitete. Immer wieder kommt er mit chemischen Arbeiten in Berührung und eignete sich so ein Wissen an, dass er in Amsterdam "Laboratorien von europäischem Ruf" unterhalten konnte und zahlreiche chemische und alchemische Schriften verfasste. Um 1625 entdeckte er Natriumsulfat, das nach ihm benannt wurde (Glaubersalz). (Jaumann: Handbuch Gelehrtenkultur der Frühen Neuzeit, 2004, S. 305)

1625: Rembrandt: Steinigung des Heiligen Stephanus

Die "Steinigung des Heiligen Stephanus" ist eines der frühesten Werke des Künstlers Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606-1669). Bereits in diesem Gemälde zeigte sich seine für ihn typische Komposition von hellen und dunklen Bereichen, seine Hervorhebung besonderer Szenen durch Licht und Schatten.

The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH.

Bild: Rembrandt: Die Steinigung des heiligen Stephanus. 1625. Technik Öl auf Eichenholz. Momentaner Standort:
Musée des Beaux-Arts de Lyon. Quelle: Wikimedia Commons / The Yorck Project: 10.000
Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH.

ab 1625: Naturrechtstheorien von Grotius bis Locke

Die konfessionelle Spaltung und das neue Weltbild, das der traditionellen, christlichen Ordnung widersprach, verlangten neue Deutungsmuster, neue Theorien für das menschliche Zusammenleben und -wirken, für die Legitimation von Macht und Gewalt. Dies leisteten die aufklärerischen Schriften des 17. Jahrhunderts zum Natur- oder Vernunftrecht. Hierzu gehörten:

- 1625: Hugo Grotius: De jure belli ac pacis („Über das Recht des Krieges und des Friedens“)
- 1651: Thomas Hobbes: Leviathan
- 1670: Baruch Spinoza: Tractatus theologico-politicus (anonym veröffentlicht)
- 1672: Samuel Freiherr von Pufendorf: De iure naturae et gentium
- 1689: John Locke: Two Treatises of Government (Zwei Abhandlungen über die Regierung, anonym veröffentlicht)

Ausgangspunkt in diesen Theorien war der Naturzustand des Menschen, aus dem dann die einzelnen Theorien abgeleitet wurden. Doch so unterschiedlich teilweise die Beurteilung und Feststellung des Naturzustands waren, so unterscheidlich fielen aus die Schlussfolgerungen aus. Hobbes beispielsweise ging davon aus, dass der Mensch im Urzustand völlig rechtelos war und das Zusammenleben ein gewaltsames "Jeder-gegen-jeden" war. Pufendorf hingegen setzte eine natürliche "socialitas" voraus: Der Mensch könne von Natur aus nur in Gemeinschaft mit anderen Menschen überleben. Daraus mussten sich zwangsläufig recht verschiedene Theorien zur Begründung von Recht und Herrschaft ergeben.

"Wesentlich, modern und neu war, dass sie (die Naturrechtstheorien der Aufklärung, Einschub von mir) einen rationalen Maßstab an die Hand gaben, der zu der herkömmlichen, religiös-traditionalen Legitimation von Herrschafts- und Rechtsverhältnissen in Konkurrenz trat. Das Volk als Summe der Einzelnen, nicht mehr die bestehenden ständischen Korporationen und Amtsträger, erschien nun als Quelle der Herrschaftsgewalt, als ursprünglicher Souverän." (Stollberg-Rilinger, Aufklärung, 2000, S. 203)

1626: Weihung des Petersdoms in Rom durch Papst Urban VIII.

1629: Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands II.

Mithilfe des Heeres von Wallenstein war Kaiser Ferdinand II. nach seinem Sieg über den dänischen König Christian IV: auf dem Höhepunkt seiner Macht angekommen - und suchte dies zu einem entscheidenden Schlag gegen die Protestanten zu nutzen: Er erließ das Restitutionsedikt.

Wie schon im Vierklösterstreit (s.o.) ging es auch nun wieder um die Auslegung der Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens. Kaiser Ferdinand II. ordnete die Rückgängigmachung der Säkularisation für die Fälle an, die aus katholischer Sicht im Widerspruch zum Geistlichen Vorbehalt standen. Darunter befanden sich immerhin zwei Erzbistümer und 12 Bistümer!

Mit der Durchführung wurde recht zügig begonnen. Dagegen gab es jedoch mehr und mehr Proteste, da sich die Landesherren in ihrer Freiheit bedroht sahen - und zwar sowohl protestantische als auch katholische Landesherren. Selbst im bayerischen Herzog Maximilian regte sich Widerstand: Er drohte dem Kaiser mit dem Entzug der Liga-Unterstützung und zeigte sich immer öfter als Gegner des Kaisers. Diese Zwistigkeiten sowie Unzufreidenheiten bei der Zuteilung der restituierten Güter zeigen an, dass das Edikt ein "Fehler der kaiserlichen Politik" (Stollberg-Rilinger, 2009, S. 79) war, ein "Wendepunkit der kaiserlichen Mqachtstellung und der Gegenreformation im Reich" (Klueting, 1989. S. 344).

Gustav II. Adolf, wurde in der Schlacht bei Lützen tödlich verwundet. Quelle: Wikimedia Commons, erstmalig hochgeladen von Den fjättrade ankan.1630-1635: Dreißigjähriger Krieg: Schwedischer Krieg / Breitenfeld / Lützen / Friede von Prag

König Gustav II. Adolf von Schweden griff 1630 in den Krieg ein. Über seine Motive ist sich die historische Wissenschaft nicht ganz einig. Es war wohl eine Mischung aus religiösen, politischen und persönlichen Absichten: die Sorge um den Schutz der evangelischen Konfession, die Ostseepläne der Habsburger, die wirtschaftliche Nachteile für Schweden bedeutet hätten, die Bedrohung des schwedischen Status in Polen und Litauen.

Waren die evangelischen Fürsten zunächst noch gespalten, ob sie Gustav Adolf unterstützen sollten oder nicht, änderte sich die Einstellung der meisten nach der Eroberung des protestantischen Magdeburgs durch die katholische Liga und den ersten schwedischen Militärerfolgen.

Zu den bedeutsamsten Erfolgen der Schweden zählen die Schlacht von Breitenfeld (1631), die den Weg Gustav Adolfs nach Süddeutschland freimachte, der Einzug in München und die Schlacht von Lützen (1632), bei der der schwedische König sein Leben ließ. Auch sein Gegner, Wallenstein, der erneut vom Kaiser berufen wurde, starb - nachdem er gegen den Willen des Kaisers Verhandlungen führte. Offiziere brachten Wallenstein auf Geheiß des Kaisers um (1634).

Die wechselhafte Kriegsphase wurde 1635 mit dem Frieden von Prag beendet. Kaiser Ferdinand II. machte den Protestanten wichtige Zugeständnisse und einigte sich mit ihnen auf den Frieden: So ließ er beispielsweise das Restitutionsedikt von 1629 fallen.

Bild: Gustav II. Adolf, wurde in der Schlacht bei Lützen tödlich verwundet. Quelle: Wikimedia Commons, erstmalig hochgeladen von Den fjättrade ankan.


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