Zeitleiste / Chronik: 17. Jahrhundert
Die Zeitleiste oder Chronik liefert einen Überblick der
Ereignisse des 16. Jahrhunderts. Beigefügt sind zudem etliche
Verweise auf online lesbare Quellen.
1601-1610
um 1600 Vierklösterstreit
Der Vierklösterstreit war ein Rechtsstreit um die
Säkularisation von 4 Klöstern: das Kloster Christgarten
in der Grafschaft Öttingen, das Kloster Frauenalb
in der Markgrafschaft Baden-Durlach, das Kloster Maria
Magdalena in der Reichsstadt Straßburg, sowie ein
Karmeliterkloster in dem Gebiet der Ritter von Hirschhorn.
Die katholische Seite meinte, dass die Aufhebungen der
Klöster mitsamt der Übernahme des Klostervermögens
den Ausführungen des Augsburger Religionsfriedens
von 1555 widersprachen. Die Einziehung des Kirchenguts
hätte nur für die Zeit bis 1555 gegolten.
Die evangelische Seite wiederum hielt die Bestimmungen
des ius reformandi dagegen, wonach auch für die Zeit
nach 1555 ein Zugriffsrecht auf das Kirchengut bestünde.
1600: Hinrichtung Giordano Brunos
Giordano Phillipo Bruno (1548-1600), der bereits mit
17 Jahren dem Domninikanerorden beitrat, wurde mehrmals
der Ketzerei verdächtigt: Er zweifelte das Dogma
der Dreieinigkeit an, lehrte die Unendlichkeit des Universums
in Raum und Zeit (und stellte sich damit dgegen einen
einmaligen Schöpfungsakt) und vertrat Gedanken des
Pantheismus, wonach Gott und Natur identisch seien.
Bruno eckte mit seinen Gedanken vielerorts an und hatte
ein recht ruheloses Leben hinter sich, als er 1592 in
Venedig festgenommen und jahrelangem inquisitorischen
Verhören unterzogen wurde. Am 17. Februar 1600 wurde
er in Rom bei lebendigem Leib verbrannt - er war nicht
bereit, seine Lehren zu widerrufen...
Seine Schriften blieben bis zum Zweiten Vatikanischen
Konzil auf dem Index Librorum Prohibitorum, dem Verzeichnis
verbotener Kirche seitens der katholischen Kirche, und
erst 2000 erklärte die katholische Kirche die Hinrichtung
für nicht rechtmäßig.
Quellen in neuen Ausgaben und Literatur zu Bruno
siehe rechte Spalte!
Bild: Giordano Bruno vor
der Inquisitionskommision. Historisierendes Relief von Ettore
Ferrari (18481929),
Campo de' Fiori, Rome. Quelle: Jastrow / Wikimedia Commons
1600:
Girolamo Fabrizio: De formatu foetu
Der Anatom Girolamo Fabrizio (oder Hieronymus Fabricio
ab Aquapendente, 1537-1619) lehrte in Padua. U.a. sorgten
seine embryologischen Forschungen für Aufsehen, die
er in seinem Buch "De formato foetu" in Wort
und Bild darlegte. Fabrizio war im übrigen der Lehrer
von William Harvey, der als erster den großen Blutkreislauf
beschrieb.
>>
Quelle: Fabrizio: De formatu foetu (lateinische
Ausgabe in einer Gesamtausgabe von 1625), Bibliothèque
interuniversitaire de Médecine, Paris
>>
Quelle: Desiderius Erasmus: Moriae encomium declamatio
(lateinische Ausgabe in einer Gesamtausgabe von 1687:
Opera omnia anatomica & physiologica), Service de
la documentation University of Strasbourg - Digital
old books
Literatur zur Medizingeschichte siehe rechte
Spalte!
ab 1600 bis ca. 1660: Schwedisch-polnischer Krieg
Der schwelende Konflikt zwischen den protestantischen
Schweden und den katholischen Polen (s. Schlacht von Stangebro,
1598) führte bis über die Mitte des 17. Jahrhunderts
hinaus immer wieder zu Kriegen und Konflikten. Als der
polnische König Sigismund III. (1598 als schwedischer
König in Personalunion abgesetzt) Estland Polen zusprach,
griffen der schwedische König Karl IX. und nach seinem
Tod sein Sohn und Nachfolger gustav II. Adolf ein. Schweden
schaffte es, auch durch Kriegsgewinne gegen Russland (Krieg
von 1609-1617), bis 1621 fast das gesamte Baltikum unter
seine Herrschaft zu bekommen - und suchte sich weitere
Ostseehäfen und Flussmündungen an der Ostsee
(Kurland, Preußen, Polen) anzueignen.
Die folgenden Kämpfe Schwedens gegen Polen, aber
auch gegen andere Länder, waren Teil des Dreißigjährigen
Krieges, aus dem Polen geschwächt, Schweden hingegen
endgültig als mächtige Großmacht hervortrat.
1600-1750:
Musikepoche: Barock
Auf die sogenannte Musik der Renaissance, worunter die
Musik des 15. und 16. Jahrhunderts verstanden wird, folgte
das Barock. In der Musikwissenschaft kennzeichnet der
Barockstil gewöhnlich die Zeit zwischen den Werken
Claudio Monteverdis (um 1600) bis zum Tode Johann Sebastian
Bachs (1750). Meist wird die musikalische Epoche in drei
Abschnitte unterteilt: Früh- (bis 1650), Hoch- (1650-1710)
und Spätbarock (ab 1710), wobei zunächst italienische,
später französische Einflüsse "den
Ton" vorgaben.
Literatur zu Barock und Barockgeschichte siehe
rechte Spalte!
1601: Regensburger Religionsgespräch
Bereits 1541 und 1546 fanden in Regensburg sogenannte
Religionsgespräche statt, die Annäherungen zwischen
der lutherischen und der katholischen Seite schaffen sollten.
Initiiert wurden die Gespräche im Jahre 1601 von
Herzog Maximilian von Bayern und Herzog Philipp Ludwig
von Pfalz-Neuburg. Wie schon die Treffen zuvor scheiterte
das Vorhaben - dieses Mal an der Polemik beider Seiten.
1604:
Johannes Kepler und die Supernova (Keplers Stern)
1604 wird der Astronom Johannes Kepler durch einen Prager
Beamten, Johannes Brunowsky, auf einen hellen Stern im
Sternbild des Schlangenträgers aufmerksam gemacht.
Kepler untersuchte die Lage und Beschaffenheit des neuen
Sterns mit den Mitteln der damaligen Zeit und hielt dies
zunächst in einer deutschsprachigen Schrift fest,
zwei Jahre später ausführlicher in einem lateinischen
Werk. Heute weiß man, dass es sich bei dem "neuen
Stern" um eine Supernova handelte, also einer hellen
Lichterscheinung, die entsteht, wenn ein Stern kurz vor
seinem Erlöschen durch die Explosion, die diesem
gewöhnlich vorangeht, noch einmal kräftig aufleuchtet.
>>
Quelle: Kepler, Johannes: Gründtlicher Bericht
Von einem ungewohnlichen Newen Stern, wellicher im October
diß 1604. Jahrs erstmahlen erschienen (Ausgabe
1604), Münchener Digitalisierungszentrums der Bayerischen
Staatsbibliothek
>>
Quelle: Kepler, Johannes: De Stella Nova In Pede Serpentarii
(lateinische Ausgabe 1606), Münchener Digitalisierungszentrums
der Bayerischen Staatsbibliothek
Literatur zu Kepler und der Geschichte der Astronomie
siehe rechte Spalte!
Bild: Keplers Zeichnung zur Supernova
1604. From English Wikipedia, 05:27, 27 November 2004.
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1605: Papst Leo XI. (Lebensdaten: 1535-1605), Papst
vom 1. bis zum 27. April (26 Tage)
1605: Calvinismus in Lippe und der Röhrentruper
Rezess
Bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts entschied sich
Graf Simon von Lippe (1554-1618) für den Calvinismus,
traf allerdings z.T. auf erbitterten Widerstand der Lutheraner.
Fast überall setzte sich Graf Simon durch, lediglich
Lemgo blieb lutherisch. Nach jahrelangen Streitigkeiten
wurde erst 1617 ein Übereinkommen zwischen Simon
und Lemgo geschlossen (der sogenannte Röhrentruper
Rezess), nach dem die Stadt lutherisch bleiben durfte.
1605-1621: Papst Paul V. (Lebensdaten: 1552-1621)
1606: Erster freistehender Theaterbau in Deutschland
fertiggestellt ("Ottoneum", Kassel)
1606: Rudolf II. und Erzherzog Matthias - Bruderzwist
im Hause Habsburg
Schon seit etlichen Jahren schwelte der Streit zwischen
den Brüdern Rudolf (Kaiser) und Matthias (Erzherzog
und Nachfolger Rudolfs als Kaiser). Kaiser Rudolf II.
hatte den kaiserlichen Hof von Wien nach Prag verlegt
und zeigte sich in der Folge "weltabgewandt, und
schließlich geisteskrank" (Heimann, 2001, S.
64). Der energische Matthias ließ sich daraufhin
1606 zum Oberhaupt des Habsburger Hauses erklären
und nahm damit eine familien-rechtlich höhere Stellung
ein als der Kaiser. In den Folgejahren musste Rudolf immer
mehr Macht und an seinen Bruder abtreten und starb schließlich
ohne Macht Anfang des Jahres 1612.
1606-1608: Streit um die Reichsstadt Donauwörth,
Reichsacht und Regensburger Reichstag
Donauwörth war eine der Reichsstädte mit konfessionell
gemischter Bevölkerung. Laut dem Augsburger Religionsfrieden
sollten in solchen Städten beide Konfessionen ihre
Religion "ausleben" dürfen. Die protestantische
Mehrheit in Donauwörth suchte die Rechte der katholischen
Minderheit einzuschränken: Eine katholische Prozession
sollte verboten werden. Der eingeschaltete Reichshofrat
stellte sich auf die Seite der Katholiken, doch die protestantische
Seite ging weiterhin mit Gewalt gegen die Prozession vor.
Kaiser Rudolf II. verhängte daraufhin die Reichsacht
gegen die Stadt und beauftraget Maximilien von Bayern,
die Acht durchzusetzen. Dagegen wiederum wehrten sich
die Protestanten, da sie die Stadt zum Schwäbischen
Reichskreis unter dem evangelischen Herzog von Württemberg
zählten. Die bayerischen Truppenm besetzten trotzdem
die Stadt und begannen mit der Rekatholisierung. Die Fronten
zwischen Katholiken und Protestanten verhärteten
sich, der folgende Reichstag zu Regensburg löste
sich unter diesem Druck ohne Beschlüsse wieder auf.
1607: Mannheim erhält von Kurfürst Friedrich
IV. von der Pfalz die Stadtrechte
1607: Gründung der Ludwigsuniversität (Ludoviciana,
heute Justus-Liebig-Universität) durch Landgraf Ludwig
V. von Hessen-Darmstadt
1608: Bildung der protestantischen Union
Nach den Streitigkeiten über Donauwörth und
auf dem Reichstag in Regensburg bildeten die Protestanten
die Union. Ihr gehörten zunächst die Kurpfalz,
Württemberg, Baden-Durlach, Ansbach und Bayreuth
an, später kamen noch Hessen-Kassel, Brandenburg,
Pfalz-Zweibrücken und 17 oberdeutsche Städte
hinzu. Unter der Leitung des Reformierten Friedrich V.
von der Pfalz wollte das Bündnis der katholischen
Auslegung der Reichsverfassung entgegentreten. Die Union
löste sich 1621 wieder auf.
1608: Hans Lipperhey: Erstes Fernrohr
Der in Wesel geborene Brillenmacher Hans Lipperhey (ca.
1570-1619) erfand 1608 das erste Fernrohr - so zumindest
lautet die Meinung neuerer Forscher, denn in dieser Zeit
gab es mehrere Personen, die Ähnliches von sich behaupteten.
1609: Gründung der katholischen Liga
Als Gegenstück zur protestantischen Union gründeten
katholische Reichsstände die Liga. Der Herzog Maximilian
von Bayern stand an der Spitze des Bündnisses. Die
Liga löste sich 1635 mit dem Frieden von Prag wieder
auf.
1609: Franz von Sales: Philothea - Anleitung zum frommen
Leben
1609 veröffentlichte der Fürstbischof von Genf
und Ordensgründer Franz von Sales (1567-1622) die
bekannte Schrift Philothea. Darin beschreibt er Lehren
und Übungen, wie man sich Gott nähern kann,
Versuchungen widersteht und seine Seele "erneuert".
>>
Quelle: Franz von Sales: Philothea - Anleitung zum frommen
Leben (franz. und deutsche Ausgabe), Franz Sales
Verlag
Quellen von und Literatur zu Franz von Sales siehe
rechte Spalte!
1609: Majestätsbrief Rudolfs II.
Rudolf II. versuchte im Kampf um die Vorherrschaft gegen
seinen Bruder Matthias seine politische Stellung in Böhmen
noch einmal zu stärken. Mit seinem Majestätsbrief
sicherte er allen drei Ständen in Böhmen die
Religionsfreiheit sowie ständische Privilegien zu.
1609-1614: Jülisch-klevischer Erbfolgekrieg
Als Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg im Jahre
1609 ohne leibliche Erben starb, stellte sich die Frage,
wer seine Nachfolge antreten sollte. Es ging dabei um
ein politisch wichtiges Territorium: die Herzogtümer
Jülich, Kleve und Berg sowie die westfälischen
Grafschaften Mark und Ravensberg.
Der französische König Heinrich IV., eingeengt
zwischen den spanischen und deutschen Habsburger, suchte
sich beständig gegen diese zu behaupten. Den Streit
innerhalb des Hauses Habsburg suchte er für sich
zu nutzen.
Die Frage der Erbschaft selbst war sehr schwer zu beantworten:
Ein kaiserliches Privileg hatte mehrere Bedingungen gestellt,
was mit dem Territorium geschehen (es durfte nicht geteilt
werden!) und wer als Nachfolger in Frage kommen sollte,
wenn ein männlicher Nachfahre ausbliebe. Mehrere
Personen meldeten ihren Anspruch an. Eine weitere Schwierigkeit:
Die Bevölkerung war konfessionell gemischt. Die einen
wünschten sich einen protestantischen, die anderen
einen katholischen Nachfolger. Es bildeten sich Koalitionen,
auch mit Frankreich, und verschiedene Truppen marschierten
in das Gebiet ein. Fast wäre es zu einem Krieg größeren
Ausmaßes gekommen, als Heinrich IV. zur Bekämpfung
der Habsburger in den Niederlanden und in Italien ansetzte.
Seine Ermordung am 14. Mai 1610 verhinderte dies allerdings.
Die antihabsburgische Koalition brach zusammen.
Die Zwistigkeiten um Jülich und Kleve waren dadurch
allerdings noch nicht zu Ende. 1611 einigten sich zwar
die Anwärter auf das Erbe, Johann Sigismund von Brandenburg
und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg, auf eine gemeinsame
Verwaltung zusammen mit Sachsen, doch konvertierten die
beiden bislang lutherischen Fürsten zum Calvinismus
(Brandenburg) bzw. zum Katholizismus (Pfalz-Neuburg).
Dadurch kam es wiederum zu einzelnen Zusammenschlüssen.
Erst ein Einschreiten Frankreichs und Englands setzte
dem Ringen ein Ende: Der Xantener Vertrag von 1614 legte
fest, dass Kleve Mark und Ravensberg an Brandenburg ging,
Jülich und Berg an Pfalz-Neuburg.
1610: Galileo Galilei und Simon Marius entdecken vier
Monde des Jupiter
1610 erkannten der italienischer Mathematiker, Physiker
und Astronom Galileo Galilei (1564-1642) und der deutsche
Mathematiker, Arzt und Astronom Simon Marius (1573-1624)
als erste und fast zeitgleich, dass sich nicht alle Planeten
um die Erde drehen: Entdeckt hatten Galilei und Marius,
wie man heute weiß, die vier größten
Satelliten des Planeten Jupiter. Damit begann das geozentrische
Weltbild endgültig zu wanken, wonach die Erde den
Mittelpunkt darstellt, um den sich alles dreht.
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